Die Atomambitionen des Iran als Vorwand für einen vierten Golfkrieg?
von Gerhard Piper
Im Atomstreit zwischen dem Iran und der Internationalen Atomenergiekommission (IAEO)
scheint eine Konfliktlösung auf den ersten Blick sehr einfach zu sein. Der iranische
Supreme National Security Council (SNSC) könnte einfach auf alle Projekte verzichten,
durch die das Land in Verdacht geriet, es wolle eine Atombombe bauen.[1] Diese Verpflichtung sollte der Regierung in Teheran um so leichter
fallen, da sie selbst immer wieder betont hat, man betreibe die Nuklearforschung nur zu
friedlichen Zwecken, um Strom zu erzeugen.
Noch betreibt die iranische Regierung unter dem "gemäßigten"
Staatspräsidenten Sayed Ali Mohammed Khatami Ardakani ihre Nuklearaktivitäten lediglich
am Rande des Erlaubten und hält sich somit strikt an den Atomwaffensperrvertrag.
Frühestens in drei oder vier Jahren können die iranischen Techniker eine Atombombe
bauen. Um dies zu verhindern, wäre eine diplomatische Einigung am Besten. Aber noch nie
hat sich ein Land durch gutes Zureden vom Bau einer Atombombe abhalten lassen und
außerdem brauchen diplomatische Verhandlungslösungen Zeit. Aber die Zeit drängt. Ein
amerikanischer oder israelischer Militärschlag gegen die Nuklearzentren drüfte nicht
erst erfolgen, kurz bevor eine erste Atombombe konstruiert würde, sondern schon vor der
Fertigstellung der Atomfabriken. Andernfalls droht eine Umweltkatastrophe wie beim
Super-GAU von Tschernobyl. Soll man also dem Bau einer Atombombe einfach zugucken oder
dies notfalls mit Gewalt verhindern?
Militärbeobachter rechnen daher mit einem Angriff bis spätestens Ende 2005, Anfang
2006. So erklärte John Pike von Global Security: "Das günstige Zeitfenster (window
of opportunity) für einen Entwaffnungsschlag gegen den Iran wird im Jahre 2005 anfangen
sich zu schließen. Wie es scheint, wird die Urankonversionsanlage in Isfahan im Verlauf
des Jahres 2005 ihren Betrieb aufnehmen, genauso wie die Schwerwasserfabrik in Arak. Wenn
sich die russische und die iranische Seite über eine Bezahlung geeinigt haben, werden die
Brennelemente, die derzeit in einem russischen Hafen auf ihre Ausfuhr warten, im kommenden
Jahr für den Reaktor in Buschehr ausgeliefert. Eine nennenswerte Urananreicherung in
Natanz kann im Jahr 2006 beginnen, und die Plutoniumproduktion könnte im Jahr 2010 in
Arak aufgenommen werden." [2]
Bereits im Oktober 1998 stellte der damalige Kommandeur des US Central Command, General
Anthony Zinni, fest, der Iran sei eine größere Bedrohung als der Irak[3]. Seit 2002 feilt das Office of Special Plans
(OSP) im US Verteidigungsministerium an der Ausarbeitung der amerikanischen Iranpolitik.
Die ehemalige Pentagonbedienstete Karen Kwiatkowski berichtete: "Bereits im Herbst
2002, als der Präsident noch um Zustimmung für die Invasion in den Irak warb, schaute
das Amt für spezielle Planung schon auf den Iran. Und die Neokonservativen dachten
darüber nach, wie man mit dem Iran verfahren sollte. In ihrem Weltbild ist der Iran schon
seit langem ein Zielobjekt." [4]
Andererseits wäre jeder Militärschlag ein Verstoß gegen die UN-Charta. Als diese
1945 verabschiedet wurde, kannte man noch nicht das Problem der Proliferation von
Massenvernichtungswaffen und hat daher keine Ausnahmeregelung für solche Problemfälle
geschaffen. Außerdem birgt ein Counterproliferation Strike erhebliche Risiken. Ein Teil
der Nuklearanlagen liegt unter der Erde und zu deren Zerstörung fehlt die geeignete
Bunkerknacker-Munition. Mit den vorhandenen Präzisionsbomben der beiden Typen Guided Bomb
Unit GBU-28/B Paveway III und GBU-37/B GAM können die US Militärs nicht alle Ziele
ausschalten, weil die Iraner einen Teil ihrer Nuklearanlagen unterirdisch angelegt haben.
Bei einem Angriff müßten solche Atomfabriken durch Spezialeinheiten in die Luft
gesprengt werden. Nach einem Bericht von Seymour Hersh sind bereits seit Sommer 2004 US
Sonderkommandos im Iran im Einsatz, um ihre Zielobjekte auszukundschaften. Demnach stehen
rund 40 Objekte auf der Zielliste der US Streitkräfte.[5] Statt einen Militärangriff gegen die Nuklearanlagen durchzuführen,
könnte man alternativ auf einen Regierungswechsel in Teheran hinarbeiten, um ein
pro-amerikanisches Marionettenregime zu etablieren.
Bereits im Jahre 1992 arbeiteten die US Militärs erstmals einen Operationsplan für
den Fall gegen den Iran aus, daß das Land Saudi Arabien angreifen sollte. Die letzte
Fassung dieses Entwurfs stammt vom Frühjahr 2004 und damit liegt ein fertiger Kriegsplan
in den Schubladen des Pentagon bereit: OPLAN 1002-04. Wenn im Mai 2005 in New York die
Überprüfungskonferenz der Mitgliedsstaaten des Atomwaffensperrvertrages stattfindet,
wäre dies womöglich die letzte Chance für eine friedliche Konfliktbeilegung. Ab Sommer
plant die US Regierung einen Militärschlag, wie der amerikanische Journalist Seymour
Hersh berichtete. Auch die israelische Regierung von Ministerpräsident Ariel Scharon hat
mehrfach erklärt, für sie sei die Entwicklung einer iranischen Atombombe unakzeptabel.
Seit Sommer 2004 soll ein erster Entwurf für einen israelischen Luftangriff auf die
iranischen Atomanlagen bereitliegen.

Indizien aber kein Beweis für Atombombenprojekt
Wie das Gerangel um das irakische ABC-Potential in den letzten Jahren gezeigt hat, ist
es trotz der modernen technischen Aufklärungsmittel nach wie vor schwierig, das
Militärpotential eines gegnerischen Landes halbwegs objektiv einzuschätzen. So stellte
sich die Behauptung des Iraks, er habe keine Atomwaffen entwickelt, trotz gegenteiliger US
Vermutungen als wahr heraus, während andererseits die Behauptung der nordkoreanischen
Regierung, sie besitze Atomwaffen aus eigener Produktion, wiederholt in Zweifel gezogen
wurde.
Eine Überwachung und Gesamtbewertung des iranischen Atompotential ist noch schwieriger
als im Fall Irak, weil der Iran mit 1.650.000 qkm viermal so groß ist und fast dreimal
soviele Einwohner hat. Allein in den letzten zwei Jahren mußte die CIA ihre
Einschätzungen, bis wann der Iran eine Atombombe fertig stellen könne, mindestens
viermal korrigieren. Dennoch sprach sich Vizeadmiral Lowell E. Jacoby, Direktor der
Defense Intelligence Agency, am 16. Februar 2005 gegen alarmistische Beurteilungen aus:
"Teheran wird wahrscheinlich zu Beginn des nächsten Jahrzehnts die Fähigkeit zur
Produktion einer Atombombe erringen. (..) Wir denken der Iran wird im Jahre 2015 über die
technischen Möglichkeiten zur Entwicklung einer Interkontinentalrakete besitzen. Es ist
nicht klar, ob sich der Iran dazu entschlossen hat, eine solche Rakete
einzuführen."[6]
Nach Schätzung der israelischen Nachrichtendienste aus dem Jahre 1992, hätte der Iran
bereits im Jahr 2000 zur Nuklearmacht aufsteigen müssen. Während der Geheimdienstgeneral
Ze´evi noch im August 2003 erklärte, er rechne mit der Fertigstellung einer iranischen
Atombombe bis zum Jahr 2006, taxierten die israelischen Geheimdienste im Juli 2004 mit
einer Produktion im Jahr 2008. Der Generaldirektor der IAEO Mohammed El Baradei vermutet,
daß der Iran frühestens im Jahr 2007 über eine Nuklearwaffe verfügen wird.[7] Und der Präsident des Bundesamtes für
Verfassungsschutz Klaus-Dieter Fritsche behauptete 1998: "Es gibt kein Land im
Krisengürtel des Nahen und Mittleren Ostens, dessen Programme zur Entwicklung von
Massenvernichtungswaffen in Umfang und Breite mit den iranischen Programmen vergleichbar
wären."[8]
Nach Angaben der iranischen Regierung dient sein nationales Atomprogramm
ausschließlich der zivilen Stromerzeugung. Zwar plant man langfristig den Bau von 15
Atomkraftwerken (AKWs), um den Energiehunger der rasch wachsenden Bevölkerung zu stillen,
aber seit Beginn des Programms in den fünfziger Jahren hat der Iran noch keine einzige
Kilowattstunde in einem kommerziellen AKW erzeugt. Stattdessen unterhält das Land ein
umfangreiches Programm zum Erwerb von Atomtechnologien, das zum Teil der militärischen
Geheimhaltung unterliegt. Möglicherweise zählt der Iran schon zu den
Atombombentechnologie-Staaten, die über das Know-how zur Bombenproduktion verfügen, aber
noch keine Nuklearwaffe produziert haben. "Allein der Besitz der Technologie hat
schon einen psychologischen Abschreckungseffekt für andere Staaten. Atomtechnologie wird
nicht die USA abschrecken, aber immerhin die anderen Staaten der Region," behauptete
der frühere Vorsitzende des Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit Mohsen
Mirdamadi.[9]
Zwar hat die iranische Regierung gemäß den internationalen Abkommen ein Recht darauf,
ihre nationalen Uranerzvorkommen ökonomisch zu verwerten, indem sie das Natururan
anreichert. Die entscheidende Frage ist aber, bis zu welchem Grad eine Anreicherung
erfolgt. Fünfprozentiges Uran eignet sich als Brennelement für zivile AKWs, aber
achtzigprozentiges Material wäre ausschließlich zum Bau von Atombomben geeignet. Aber
die Herstellung von Waffenuran ist gemäß Atomwaffensperrvertrag dem Iran verboten.
Während die amerikanische Regierungspropaganda im Fall Irak die Falschmeldung
verbreitete, Saddam Hussein besitze definitiv ABC-Waffen, hat die US Regierung im Fall
Iran ihre Strategie geändert. Sie gibt offen zu, daß es bisher keinen Beweiß für das
Vorhandensein eines Atombombenprojektes innerhalb des iranischen Nuklearprogramms gibt und
daß auch kein Nuklearmaterial "verschwunden" sei. So gibt es für die Existenz
eines iranischen Nuklearwaffenprogramm zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestenfalls zahlreiche
Indizien. Dennoch versucht die US Regierung wie bei der Irakkrise mit fingierten
Geheimdiensterkenntnissen ihre Bedrohungsperzeption zu untermauern. Der damalige US
Außenminister Colin Powell behauptete im November 2004, daß die Iraner ihre Raketen mit
Atomsprengköpfen ausrüsteten: "Ich spreche von Informationen, die besagen, daß sie
nicht nur diese Raketen haben, sondern ich habe auch Informationen, die nahe legen, daß
sie hart daran gearbeitet haben, beides zusammenzubauen." Weil diese Erkenntnisse
aber lediglich auf ungeprüften Aussagen der Volksmuhajedin im Irak beruhen, die ihre
Informationen vermutlich vom israelischen Geheimdienst Mossad haben, wies Javier Solana
diese billige US Propaganda zurück: "Raketen können atomar und nicht-atomar sein.
Derzeit haben die Iraner keine Atomwaffen, also ist es ihnen unmöglich, Raketen mit
Atomwaffen zu nutzen."
Während sich der Iran mit seiner Ratifizierung des Atomwaffensperrvertrages im Jahre
1970 prinzipiell dazu verpflichtet hat, seine Nuklearaktivitäten offen zu legen, kam die
Führung in Teheran ihrer internationalen Verpflichtung in den letzten zwanzig Jahren
wiederholt nur unzureichend oder verspätet nach. So räumte die iranische Führung erst
im August 2003 ein, in den neunziger Jahren 113 Experimente zur Produktion von
Uranhexafluorid und reinem Uran aus importierten Uranoxid durchgeführt zu haben.[10] Angesichts dieses Verhaltens fordert die US
Regierung nun eine Umkehrung der Beweispflicht: Nicht sie müsse beweisen, daß der Iran
an der Atombombe baue, sondern die iranische Regierung müsse nachweisen, daß sie dies
nicht tue. In der Praxis würde dieses Unterfangen allerdings schon an der formalen Logik
scheitern, weil die Teheraner Regierung niemals nachweisen könnte, daß sie etwas nicht
tut.
Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) hält sich bei ihrer Einschätzung
des iranischen Nuklearprogramms bedeckt.[11]
In ihrem Bericht vom 15. November 2004 heißt es lakonisch, sie könne die Frage nicht
entscheiden, ob der Iran verbotene Aktivitäten verfolgt. In Paragraph 107 wird lediglich
festgestellt, daß es bis zum Oktober 2003 zahlreiche Verstöße des Irans gegen seine
Safeguard-Verpflichtungen gegeben hat, daß seitdem aber eine Besserung eingetreten sei.[12]
Mit seiner Ratifizierung des Atomwaffensperrvertrages hat sich der Iran außerdem dazu
verpflichtet, internationale Inspektionen seiner Nuklearanlagen zuzulassen. Allerdings
fordert der Atomwaffensperrvertrag nur eine Inspektion ziviler Nuklearanlagen ein,
militärische Objekte bleiben tabu. Seit 1974 führt die IAEO ihre Betriebskontrollen im
Iran durch. Bisher gilt dies aber nur für wenige Objekte, u.a. den amerikanischen Teheran
Research Reactor (TRR) in Teheran[13], den
chinesischen Heavy Water Zero Power Reactor (HWZPR) und den chinesischen Minature Neutron
Source Reactor (MNSR) in Isfahan, sowie das Fuel Fabrication Laboratory (FFL) in Isfahan.
Außerdem erlaubte die iranische Regierung der IAEO im Juni 2003, die
Urananreicherungsanlage in Natanz und eine frühere Nuklearanlage im Teheraner Stadtteil
Bagh Shian zu inspizieren. Aber als sich die IAEO Fabriken im Teheraner Stadtteil Lavizan
und auf dem Testgelände in Parchin einmal genauer anschauen, wurde dies am 5. Dezember
2004 abgelehnt.[14]
Zwar hat die iranische Regierung das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag am 18.
Dezember 2003 unterzeichnet, das Parlament in Teheran hat es aber noch nicht ratifiziert.
Erst dann wäre es rechtlich möglich, umfassende Verdachtsinspektionen
(On-Side-Inspection OSI) durchzuführen. Dennoch stellte Mohammed El Baradei im
Januar 2005 fest, daß sich die Informationslage in der letzten Zeit wesentlich verbessert
habe: "Achtzehn Monate zuvor war der Iran eine blinder Fleck wir wußten nicht
viel darüber, was dort vorging. Jetzt haben wir eine ziemlich gute Vorstellung davon, was
dort passiert. Wir verstehen nun, wie komplex und umfangreich dieses Programm ist. (..)
Der Iran hat in der Vergangenheit ganz klar betrogen, wir haben darüber berichtet. Man
hat das geändert. (..) Falls sie immer noch betrügen sollten, so haben wir bisher
keinerlei Hinweise darauf."[15]
Nicht zuletzt wurde im Dezember 2004 bekannt, daß die amerikanische National Security
Agency (NSA) die Telefonate zwischen dem IAEO-Chef Mohammed El Baradei und iranischen
Diplomaten abgehört hat.[16] Dennoch werden
die USA eine Wiederwahl von El Baradei zum Generaldirektor der IAEO kaum verhindern
können; es fehlt ein zweiter Kandidat.

Mögliche Motive zum Bau von Atombomben
Die iranischen Poliker waren die ersten, die 1974 die Errichtung einer atomwaffenfreien
Zone im Nahen Osten forderten. Dies scheiterte am Willen der israelischen Regierung, auf
ihr Atommonopol nicht verzichten zu wollen. Mittlerweile haben die iranischen Politiker
durch öffentliche Äußerungen Befürchtungen geschürt, nun wolle sich auch der Iran ein
Atomwaffenarsenal zulegen. So erklärte 1988 der damalige Präsident Akbar
Hashemi-Rafsanjani gegenüber Soldaten: "Wir sollten unsererseits die Fähigkeit zum
offensiven und defensiven Gebrauch von chemischen, bakteriologischen und radiologischen
Waffen voll erwerben. Von jetzt ab sollt ihr die Gelegenheit nutzen und diesen Auftrag
erfüllen." Die xenophoben Mullahs in Teheran könnten mittlerweile zu der Erkenntnis
gekommen sein, daß es für den Erwerb von ABC-Waffen hinreichende Gründe gäbe, und
könnten dabei mit breiter Unterstützung der Bevölkerung rechnen.
Betrachtet man das sicherheitspolitische Umfeld des Iran nur oberflächlich, so scheint
keine akute Bedrohung zu existieren:
- Die Sowjetunion hat sich aufgelöst und die innerasiatischen Republiken bilden einen
natürlichen Puffer gegenüber Rußland;
- der frühere "Hauptfeind" Irak wurde durch die beiden amerikanischen
Golfkriege vollständig zerschlagen; und
- der Dauerkonflikt zwischen den schiitischen Persern im Iran und den sunnitischen Arabern
in Saudi Arabien und den Golfstaaten schwelt wie üblich auf kleiner Flamme
weiter.
Andererseits ist der Iran in allen Himmelsrichtungen von Atommächten umgeben: Im
Norden von Rußland, im Osten von Pakistan und Indien, im Süden von der 5. US Flotte mit
ihren Trident-U-Booten der Ohio-Klasse und im Westen von Israel mit seinen atomaren
Jericho-Raketen.
Außerdem sah sich die Führung in Teheran wiederholt einer Bedrohung mit ABC-Waffen
ausgesetzt:
- Im März 1946 forderte US Präsident Harry Truman einen Abzug der sowjetischen Truppen
aus dem Iran innerhalb von 48 Stunden, andernfalls drohte er mit dem Einsatz von
Atomwaffen, auf die die USA damals noch ein Monopol hatten. Die Sowjets lenkten
unverzüglich ein.
- Nach dem Sturz des Schah-Regimes und der Geiselnahme der US Diplomaten in Teheran
befürchtete Präsident Jimmy Carter eine Einmischung der sowjetischen Regierung im Iran.
In seiner Rede zur Lage der Nation am 23. Januar 1980 drohte Carter mit
"militärischen Konsequenzen". In der vertraulichen Pentagon-Studie Capabilities
in the Persian Gulf hieß es damals: "Um in einem iranischen Konfliktfall die
Oberhand zu behalten, müßten wir gegebenenfalls mit dem Einsatz von taktischen
Nuklearwaffen drohen oder diese einsetzen."[17]
- Nach unbestätigten Meldungen soll der Irak im ersten Golfkrieg (1980-88) mehrere
Mykotoxine (T-2, HT-2, Nivalenol und Verrucarol) gegen den Iran versprüht haben.
- Im ersten Golfkrieg setzten sowohl der Irak als auch der Iran chemische Waffen ein. CS,
Senfgas, Zyanid, Tabun und Sarin wurden durch Artilleriegranaten, Flugzeuge, Hubschrauber
und möglicherweise mittels Boden-Boden-Raketen freigesetzt. Von den 500.000 bis 600.000
iranischen Opfer kamen nach offiziellen Angaben aus Teheran rund 60.000
durch Chemiewaffen um.[18] Die irakischen
Stäbe konnten in ihrer Operationsplanung zur Vernichtung der iranischen Truppen auf Daten
aus der amerikanischen Satellitenaufklärung zurückgreifen.
Damit sich diese traumatische Erfahrungen nicht wiederholen, könnte die iranische
Regierung geneigt sein, sich neben ihrem Arsenal an chemischen Waffen auch noch Atomwaffen
zuzulegen. Sie scheinen das einzige Mittel für eine effektive Abschreckung und
Überlebensgarantie zu sein. Eine konventionelle Aufrüstung wäre keine Alternative, wie
das Beispiel Irak gezeigt hat: Saddam Hussein hatte von 1978 bis 1990 im Westen für 36
Milliarden Dollar HighTech-Waffen eingekauft, die den irakischen Streitkräften weder im
Golfkrieg 1991 noch im Golfkrieg 2003 den kleinsten militärischen Nutzen gebracht haben.
So könnte die US Regierung durch ihre Irakpolitik die iranischen Atomambitionen erst voll
entfacht haben.
Andererseits versucht die US Regierung mit allen Mitteln die Entwicklung einer
Atombombe durch den Iran zu verhindern. Für den Fall, das die amerikanische
Counterproliferation Politik scheitert, malte der frühere Nationale Sicherheitsberater
Richard A. Clarke folgendes Szenario aus: "Wenn wir uns nicht auf die Schwerpunkte
konzentrieren, um die wir uns schon gleich nach dem 11. September hätten kümmern sollen,
steht uns 2007 folgendes Szenario bevor: eine den Taliban ähnliche Regierung in Pakistan,
die Atomwaffen hat, einen ähnlichen Satellitenstaat vor der Tür in Afghanistan
unterstützt, eine Ideologie im Stil von al-Qaida vertritt und den Terrorismus auf der
ganzen Welt fördert. In der Golfregion der Iran, der ebenfalls über Atomwaffen verfügt
und seine eigene Version der Ideologie im Stil der Hisbollah vertritt. Und Saudi-Arabien
nach dem Sturz des Hauses Saud, das eine theokratische Republik im Stil des 14.
Jahrhunderts errichtet. Unter diesen Umständen wären Amerika und der Rest der Welt immer
noch unsicher, selbst wenn wir eine Demokratie im Stil Jeffersons im Irak geschaffen
hätten."[19]
Thomas Finger, Chef des Bureau of Intelligence and Research (INR), ging noch einen
Schritt weiter. Gegenüber dem Geheimdienstausschuß des Senats erklärte er am 16.
Februar 2005: "Der Iran strebt nach Atomwaffen und Raketen mit einer Reichweite, mit
denen er die USA erreichen kann, aber er hat noch keine."[20]
Ein amerikanischer Angriff auf den Iran wäre nicht der erste bewaffnete Konflikt
zwischen beiden Staaten, vielmehr ist es seit dem Machtantritt der theokratischen Mullahs
1979 wiederholt zu Kampfhandlungen gekommen: Am 26. April 1980 startete die US Regierung
einen vergeblichen Versuch, um die Geiseln in der US Botschaft in Teheran durch die Delta
Force zu befreien (Operation EAGLE CLAW). Im sogenannten "Tanker-Krieg" griff
die US Navy 1987 bis 89 mehrere iranische Kriegsschiffe an und versenkte sie (Operationen
PRAYING MANTIS und PRIME CHANCE).

Die iranische Nuklearindustrie
Oberstes Gremium zur Bestimmung der iranischen Atompolitik ist das Nuklearkomitee des
Supreme National Security Council (SNSC). Unter Vorsitz von Sekretär Hassan Rowhani
gehören diesem folgende Personen an: der Vorsitzende der iranischen Atomenergiebehörde
Gholam Reza Aghazadeh , der zugleich stellvertretender Staatspräsident ist, der
Verteidigungsminister Vizeadmiral Ali Schamkhani, der Geheimdienstminister Ali Younessi,
der Außenminister Kamal Kharrazi und Ali Akbar Velayati als Vertreter des
Revolutionsführers Ajatollah Sayed Ali Hoseini-Khamenei.
Der zivilen iranischen Atomenergiebehörde Sazeman-e Energy Atomi unterstehen rund zwei
Dutzend Nuklearfabriken. Zum Bau einer Atombombe muß zuerst eine umfassende Industrie
aufgebaut werden, um das notwendige hochangereicherte Nuklearmaterial produzieren zu
können. Prinzipiell gibt es zwei Wege zum Bau einer Atombombe: Uran 235 oder Plutonium
239. Nachdem das Natururan, das nur einen Anteil von 0,7 Prozent Uran 235 enthält, aus
den Bergwerken gefördert wurde, wird das Erz zunächst in das sogenannte Yellow Cake
(U3O8) umgewandelt. Beim nächsten Schritt wird daraus Uranhexafluorid (UF6) hergestellt.
Dieses nicht-radioaktive Gas kann dann in einer Zentrifugenanlage angereichert werden.
Dazu muß es mehrere hundertmal hintereinander gefiltert werden. Als Alternative kann man
eine Plutoniumbombe herstellen. Allerdings kommt dieses Isotop in der Natur kaum vor und
muß erst in einem Atomreaktor "erbrütet" werden, indem ein Uran 238-Atom mit
einem freien Neutron beschossen wird und sich dabei in Plutonium 239 verwandelt. Hierfür
sind insbesondere Schwerwasserreaktoren geeignet, in geringerem Maße kommen auch
Leichtwasserreaktoren in Frage. Das erzeugte Plutonium wird bei der Wiederaufarbeitung der
Brennelemente im Purex-Verfahren (Plutonium-Uranium-Recovery by Extraction)
herausgefiltert. Abgebrannte Reaktorstäbe enthalten ca. 1 Prozent Plutonium. Zur
Produktion einer Atombombe sind je nach Konstruktionsweise - drei bis
fünfundzwanzig Kilogramm Uran 235 bzw. ein bis acht Kilogramm Plutonium 239 notwendig.
Gegenwärtig peilt die iranische Regierung vermutlich die Produktion von Uranbomben an.
Will ein Staat verhindern, daß ein anderes Land zur Nuklearmacht aufsteigt, muß es
diesen "geschlossenen Brennstoffkreislauf" an einer beliebigen Stelle
unterbrechen, indem man die gegnerischen Nuklearfabriken zerstört. Der Iran besitzt
Uranminen in der Nähe von Saghand mit einem Vorkommen von 1,5 Mio. Tonnen Uranerz. Daraus
wird in einem Chemielaboratorium in Ardekan bei Yazd Uranoxyd erzeugt. Eine weitere Anlage
zur Produktion von Uranoxyd wollen die Iraner bis Ende 2005 in Bandar Abbas in Betrieb
nehmen.[21] Eine Fabrik zur Umwandlung von
Uranoxyd in Uranhexafluorid ist das Rudan Nuklearforschungszentrum bei Schiraz. Eine
ähnliche Anlage chinesischer Bauart wurde im März 2003 an der Universität in Isfahan in
Betrieb genommen. In der Nähe der Anlage wird gerade an einem geheimen Tunnelkomplex
gebaut. Ein größerer Komplex zur Urananreicherung in Ardekan befindet sich im Bau. In
den Bergen bei Natanz (300 km südlich von Teheran) wurde zunächst eine Pilotanlage zur
Urananreicherung fertiggestellt und getestet. Eine größere Urananreicherungsanlage wurde
hier ebenfalls fertiggestellt, aber aus politischen Gründen noch nicht in Betrieb
genommen. Im Endausbau handelt es sich um drei Hallen von jeweils 190 mal 170 Metern mit
50.000 Zentrifugen vom Typ P2. Die Räume sind unterirdisch angelegt, so liegt der
Hallenboden in einer Tiefe von 24,6 Metern. Die Decke besteht aus zwei Meter dickem Beton,
darüber liegen mehrere Meter Felsgestein. Kleinere Anreicherungsanlagen befinden sich in
Lashkar Abad (Pilotanlage zur Anreicherung mittels Laser: Atomic Vapour Laser Isotope
Separation - ALVIS), Mo'allem Kalaych bei Qazvin und Ramadah (40km westlich von Teheran).
Zur Plutoniumproduktion wären mehrere Reaktoren geeignet. Ein kleinerer 5
Megawatt-Forschungsreaktor ist an der Universität in Teheran in Betrieb. Ein
1000-Megawatt-Leichtwasserreaktor vom russischen Typ VVER-1000 (VVER = Voda-Vodyanoi
Energetichesky Reaktor), Modell V-446, wurde im Oktober 2004 in Buschehr fertiggestellt.[22] Allerdings fehlen noch die Brennelemente:
Zwar wurde am 6. Januar 2003 ein Lieferabkommen zwischen der russischen TVEL Corporation
und der iranischen Atomenergiekommission unterzeichnet, aber das
80-Millionen-Dollar-Geschäft konnte bisher nicht abgewickelt werden, weil sich beide
Seiten noch nicht über die Zahlungsmodalitäten einigen konnten. Im Bau befindet sich ein
40-Megawatt Schwerwasserreaktor IR-40 in Arak (200km südwestlich von Teheran). Rund 3000
iranische Atomwaffenkonstrukteure arbeiten beim Nuklearen Technologiezentrum in Isfahan.
Keine zuverlässigen Informationen gibt es über unterirdische Nuklearlaboratorien in Neka
und Tabas sowie eine Anlage im Berg Chalus.
Die militärische Nuklearforschung wird geführt vom Defensive Research Training
Institute (DRTI) innerhalb des Verteidigungsministeriums unter Leitung von Muhammad
Islami. Ihm unterstehen u.a. das Modern Defensive Readiness and Technology Center (MDRTC)
im Teheraner Stadtteil Lavizan, die Iman Hussein Universität in Teheran, die Malek Ashtar
Universität der Revolutionsgarde in Isfahan und die unterirdische Nuklearanlage der
Revolutionsgarde in Darkhovin.[23]
Nach unbestätigten Angaben der iranischen Exilopposition soll es im Iran bereits eine
Fabrik zur Produktion von Atomsprengköpfen geben, wie der "Nationale
Widerstandsrat" im Pariser Exil behauptete. Nach seinen Angaben handelt es sich um
die Shahid Karimi Industrial Group auf dem Gelände des Hemmat Industriekomplexes zwischen
Azemayesh und Lashgark. Diese beiden Militärbetriebe werden von Gholi Zadeh bzw.
Brigadegeneral Danesh Ashtiani geleitet.[24]
Unklar ist, in welchem Umfang die iranischen Nuklearwissenschaftler Hilfe und
Materialien aus dem Ausland bezogen haben. Über die Lieferungen des Netzwerkes von Abdul
Qader Khan, einem der Chefkonstrukteure der pakistanischen Atombomben, stellte die
pakistanische Regierung seit Ende 2004 den Amerikanern umfassende Informationen zur
Verfügung. Langfristig strebt der Iran eine Autarkie im Nuklearbereich an und will von
einem Importeur zum Exporteur von Atomtechnologien aufsteigen. Bis zum Jahr 2020 will man
einer der führenden Anbieter von Reaktorbrennstäben auf dem Weltmarkt sein.

Biologische und chemische Waffen
Während zum Bau einer Atomwaffe erst die Errichtung einer nuklearindustriellen
Komplexes mit spezialisierten großtechnischen Anlagen notwendig ist, können biologische
oder chemische Waffen schon in relativ kleinen Fabriken produziert werden. Diese
potentiellen Produktionsstätten sind noch viel schwieriger zu entdecken und aufzuklären.
Daher stehen über die Waffenentwicklung in diesen beiden Bereichen in der Regel
wesentlich weniger Informationen zur Verfügung:
Die einzige Produktionsstätte für biologische Waffen befindet sich in Damghan, rund
300 km östlich von Teheran. Nach Geheimdienstmeldungen arbeiten die Militärbiologen an
verschiedenen Agentien, die zum Teil in ihren Zuchtbehältern deponiert sind, zum Teil in
Waffen abgefüllt wurden. Es soll sich u. a. um Erreger folgender Krankheiten handeln:
Marburgfieber, Pest, Pocken und Tularämie.[25]
Die Bestände werden bisher als gering eingeschätzt. Unklar ist, ob die Entwicklung von
biologischen SCUD-Raketengefechtsköpfen abgeschlossen werden konnte.
In Damghan befindet sich auch die Fabrik für chemische Waffen. Der jährliche Ausstoß
soll 1000 Tonnen Kampfgas betragen. Zu den vorhandenen C-Kampfstoffen gehören Phosgen,
Senf- und Nervengas. Außerdem betreibt das iranische Unternehmen Melli Agrochemicals in
Qazvin, 125 km westlich von Teheran, eine Fabrik zur Herstellung von Phosphorpentasulfit,
das in der Landwirtschaft zur Herstellung von Pestiziden, aber auch für die Produktion
des Nervengases Tabun verwendet wird.[26]
Weitere chemische Anlagen befinden sich in Al Razi, Bahshwir, Isfahan und Parchin.
Andererseits trat die iranische Regierung 1993 dem Abkommen zum Verbot von Chemiewaffen
bei. Gegenüber der internationalen Organisation for the Prohibiton of Chemical Weapons
(OPCW), die die Einhaltung des Vertrages überwacht, gab die iranische Führung an, in der
Vergangenheit an Chemiewaffen gearbeitet, aber inzwischen alle Programme eingestellt zu
haben.[27]

Das iranische Flugkörperprogramm
Die Entwicklung von militärischen Trägerraketen ist ein wichtiger, indirekter Hinweis
für das Vorhandensein eines ABC-Programms: Weitreichende Flugkörper haben eine
Zielabweichung von mehreren Hundert Metern. Die Bestückung einer solchen Rakete mit
konventionellem Sprengkopf ist militärtechnisch unsinnig, da dessen Explosionswirkung auf
wenige Meter beschränkt wäre und damit das Zielobjekt unbeschädigt bliebe. Wenn ein
Staat Mittelstreckenraketen baut, kann man daher automatisch davon ausgehen, daß für
diese Flugkörper auch ABC-Sprengköpfe entwickelt werden.
Im Teheraner Stadtteil Lavizan befindet sich die Sanam Industries Group, die das
iranische Flugkörperprogramm mit dem Decknamen "Department 140" leitet. Der
Chefkonstrukteur Ali Mahmudi Mimand starb im Juli 2001 unter mysteriösen Umständen. Zu
den rund 36 Betrieben der Raketenindustrie zählen u.a. ein Forschungszentrum in
Gostaresh, sowie Produktionsstätten in Bandar Abbas (für Marschflugkörper), Isfahan,
Semnan und Sirjan. Nach dem Bau von kleineren Raketen begann im Jahre 1992 die Entwicklung
der Shahab-3 (andere Bezeichnung: Zelzal-3). Sie basiert auf der Scud-B und soll der
nordkoreanischen Nodong 1-Rakete ähnlich sein. Die Reichweite soll 1300 bis 1500 km
betragen, so daß Ziele in Israel attackiert werden können. Nachdem der erste Testflug
der Rakete am 22. Juli 1998 nur teilweise gelang, war ein weiterer Test im Februar 2000
erfolgreich. Die noch größere Shahab-4 mit einer geschätzten Reichweite von 2000 km
wird zur Zeit entwickelt. Sie basiert auf der sowjetischen SS-4 Sandal. Die geplante
Shahab-5 soll eine Reichweite von 3500 bis 5500 km haben, die Shahab-6 ist mit 10.000 km
eine Interkontinentalrakete.[28]
Seit Sommer 2004 soll mindestens ein Raketenbataillon der Revolutionsgarden mit Shahab
3-Flugkörpern einsatzbereit sein. Nach Angaben der iranischen Exilopposition sollen u.a.
folgende Raketenverbände bestehen: Die 15. Ghaem Raketenbrigade, die 5. Ra´ad
Raketenbrigade mit Shahab 3 und Shahab 4, die 7. Al-Hadid Raketenbrigade mit den älteren
Mustern Shahab 1 und Sahab 2 auf dem Imam Ali-Raketenstützpunkt bei Khorramabad, sowie
die 23. Towhid Raketenbrigade.[29]
Außerdem soll der Iran im Jahre 2002 sechs luftgestützte Marschflugkörper vom
sowjetischen Typ KH-55(SM) in der Ukraine erworben haben. Diese Luft-Boden-Flugkörper
haben eine Reichweite von 2.400 Kilometern, sie wurden ohne ihren Nuklearsprengkopf
geliefert. Obwohl dieses Rüstungsgeschäft gegen internationale Abkommen verstieß, war
der ukrainische Präsident Leonid Kuchma darin involviert. Der Export wurde vom
Staatsunternehmen UkrSpetzExport mit Wissen des ukrainischen Nachrichtendienstes SBU und
des russischen Geheimdienstes FSB abgewickelt. Empfänger auf iranischer Seite war die
SATAK Ltd.[30]
An der Aufrüstung des Iran mit ABC-Waffen sind auch deutsche Unternehmen beteiligt:
Schon 1997 richtete das Zollkriminalamt (ZKA) in Köln eigens eine
"Koordinierungsstelle Iran" ein[31].
Bis Anfang 2000 gerieten 230 Betriebe in Verdacht, darunter Tochterunternehmen von
Siemens, Krupp und Mannesmann. In 28 Fällen kam es zur Einleitung eines polizeilichen
Ermittlungsverfahrens. Allerdings war nur zweimal Anklage erhoben worden, in zwölf
Fällen wurde das Verfahren eingestellt, die übrigen Untersuchungen dümpelten vor sich
hin.

Amerikanische Militäroptionen
Die Verfügungsgewalt über Atomwaffen würde die Ambitionen der theokratischen
Machthaber in Teheran, zur Regionalmacht aufzusteigen, enormen Auftrieb verleihen. Dann
würden die Mullahs ihre Versuche verstärken, die USA aus der Nahostregion zu vertreiben,
den Kampf der Palästinenser gegen Israel unterstützen und als Exporteur von
ABC-Technologien die Proliferation anheizen, heißt es in Washington.
Am 18. Januar 2005, zwei Tage vor Beginn seiner zweiten Amtszeit, drohte US Präsident
George W. Bush im Atomstreit mit dem Iran mit einem Militärschlag: "I hope we can
solve it diplomatically, but I will never take any option off the table. (..) Diplomacy
must be the first choice and always the first choice of an administration trying to solve
an issue of, in this case, nuclear armament, and we´ll continue to press on
diplomacy," erklärte Bush in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC.[32] Wenige Tage später ergänzte
Vizepräsident Dick Cheney, der Iran stehe ganz oben auf der politischen Agenda.
Die US Regierung hat verschiedene Handlungsoptionen: Zwar kann sie versuchen,
ausländische Unternehmen in ihr Wirtschaftsembargo gegen den Iran einzubinden, für
weitergehende Sanktionen fehlt ihr aber eine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat. Daher bleiben
den Amerikanern nur drei Möglichkeiten:
- eine wenn auch nur klammheimliche Unterstützung der diplomatischen Initiative der EU,
- eine Ausweitung der nachrichtendienstlichen Operationen oder
- ein Militäreinsatz mit verschiedenen Optionen.
Der Iran ist schon seit März 1946 im Visier der US Militärplanung, als das Land noch
von sowjetischen und britischen Truppen besetzt war. Im Jahre 1988 sahen die beiden
Operationspläne OPLAN 1002-88 und OPLAN 1021-88 eine "Verteidigung" des Irans
gegen einen sowjetischen Angriff vor, obwohl die islamistische Regierung in Teheran seit
1979 sicherlich kein Interesse mehr daran gehabt hatte, ausgerechnet von den USA, dem
"Großen Satan", verteidigt zu werden. Zumindest der letztere Plan sah auch den
Einsatz von atomaren und chemischen Waffen durch die USA vor. Nach dem Ende des Kalten
Krieges und der Zerschlagung des irakischen Militärpotentials im Golfkrieg 1991 änderte
die US Regierung ihre Bedrohungsperzeption und Kriegplanung für den Nahen Osten. Der neue
Kriegsplan OPLAN 1002-92 sah erstmals eine "Verteidigung" Saudi-Arabiens gegen
einen iranischen Angriff vor. Innerhalb von vier Jahren avancierte der Iran so vom
Schutzbefohlenen zum potentiellen Feind. Die Ziele der möglichen US Operationen waren die
Besatzung des Landes, ein Umsturz in Teheran, die Zerstörung des iranischen
ABC-Potentials und die Sicherung der Ölexporte. Diese Kriegsplanung wurde 2004 mit OPLAN
1002-04 - routinemäßig - fortgeschrieben. Auf Basis und im Rahmen diesen allgemeinen
Kriegsplanes arbeiten nun die Militärplaner des Pentagon verschiedene Optionen im Detail
aus. In verschiedenen Wargames wurde ein Krieg gegen den Iran durchgespielt: Austere
Challenge (Ramstein AB, 14.bis 28. April 2004), Unified Quest (Carlisle Barracks, USA, 27.
April bis 2. Mai 2003) und Urgent Victory (US Army in der Bundesrepublik Deutschland).
Im Vordergrund steht zunächst einmal ein begrenzter Counterproliferation Strike zur
Zerstörung der ABC-Anlagen, dabei werden möglicherweise auch politische oder
militärische Führungsobjekte angegriffen. Eine zweite umfassendere Option wäre gar
wie im Fall Irak die Besetzung des gesamten Landes, um einen Regimewechsel
zu erzwingen. Will man nicht soviele Soldaten aufbieten, könnten die Nachrichtendienste
theoretisch einen Militärputsch im Iran inszenieren, vorausgesetzt man fände im
einheimischen Offizierskorps genügend Unterstützer.
Schon die Durchführung eines Counterproliferation Strike wirft mehrere Probleme auf.
Zwar verfügt die Defense Intelligence Agency über ein Programm zur Erfassung aller
ABC-Anlagen in Schwellenländern
(Dragon Fury/ATHENA), aber dennoch ist die amerikanische Militäraufklärung
lückenhaft. Neben der Überwachung durch Satelliten, führt die US-Luftwaffe fortlaufend
Aufklärungseinsätze am Rande es iranischen Luftraums mit Spezialflugzeugen EC/RC-135
durch. Dazu gehörte in den letzten Jahren insbesondere die Aufzeichnung der
telemetrischen Signale bei iranischen Raketentests im Rahmen der Operationen NORDIC TRUST
und PONY EXPRESS.[33]
Zur Ausspähung der Zielobjekte werden seit April 2003 auch Dronen (Global Hawk oder
Predator) vom Irak aus eingesetzt.[34]
Außerdem benutzen die Geheimdienste Kurden aus dem Nordirak und Angehörige der
iranischen Muhajedin-e-Khalq (MEK) im irakischen Exil. Um die MEK entsprechend auszubilden
und auszurüsten verwendet die Defense Intelligence Agency (DIA) die Privatfirma Global
Options als Tarnorganisation.[35] Das
frühere CIA-Agentennetz im Iran soll Anfang der neuziger Jahre durch die dortigen
Sicherheitsdienste zerschlagen worden sein. Die Behörden verhafteten bis zu vierzig
Agenten.[36] Im Rahmen der andauernden
Repression im Iran haben die Sicherheitsbehörden in den letzten Monaten dutzende Personen
unter dem Vorwand festgenommen, sie seien "Atomspione".[37]
Zur Durchführung eines Counterproliferation Strike könnte die US Air Force ihre
Bomber B-2B Spirit und die Jagdbomber F-117A Nighthawk einsetzen, die US Navy wäre mit
den Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk Land Attack Missile (TLAM) beteiligt. Während die
Spirits direkt von den USA und die Tomahawks von Kriegsschiffen aus eingesetzt werden
könnten, müßten die Nighthawks extra an den Golf verlegt werden. Aber für einen
Präventivschlag gegen verbunkerte ABC-Waffendepots fehlt bis heute die geeignete
Munition. Dafür wären Bomben nötig, die zwei waffentechnische Eigenschaften besitzen:
Sie müßten als sogenannte Bunker Buster-Bomben in einen unterirdischen Bunker eindringen
und als Agent Defeat-Waffen die dort deponierten Massenvernichtungsmittel des Gegners
rückstandslos zerstören können. Die vorhandenen Präzisionsbomben der beiden Typen
Guided Bomb Unit GBU-28/B Paveway III und GBU-37/B GAM haben eine Ladung aus 306 kg
Sprengstoff (Tritonal) und können 35 Meter tief in den Erdboden eindringen oder 6 Meter
dicken Beton durchschlagen. Dennoch können die US Militärs damit nicht alle Ziele
ausschalten, weil die Iraner einen Teil ihrer Nuklearanlagen noch tiefer in unterirdischen
Bunker untergebracht haben. So hat die Urananreicherungsanlage in Natanz eine Tiefe von
24,6 Metern und ist durch eine Decke aus 2 Meter Beton zusätzlich gesichert.
Außerdem können die bisher vorhandenen konventionellen Bomben die meisten Bunker zwar
zersprengen, aber bei ihrem Einsatz besteht das Restrisiko, daß Giftgas oder biologischer
Kampfstoff aus einem nur halbzerstörten Bunker austritt und eine Katastrophe auslöst,
wie dies schon im Irak der Fall war: Kurz nach Ende des ersten Golfkrieges sprengte eine
US Pioniereinheit am 4. März 1991 die dreißig Bunker des Munitionsdepots in Khamisiyah.
Dabei wurde auch der Bunker Nr. 73 zerstört, in dem Feldraketen mit chemischen
Gefechtsköpfen (Senfgas und Sarin) gebunkert waren. Bei dieser Aktion wurden giftige
Wolken freigesetzt, die über 98.910 US Soldaten im Umkreis von 300 Landmeilen hinweg
zogen und so zur Entstehung des Golfkriegssyndroms beitrugen. Es bleibt abzuwarten, ob die
amerikanischen Streitkräfte bei einem Angriff auf den Iran neuartige Bomben- oder
Raketensysteme eingesetzt werden. Gegenwärtig laufen mehrere Entwicklungsprogramme:
Crashpad, Discrete, Dipole und Divine.[38]
Gegenwärtig heißt es, rund ein Viertel aller Ziele kann nicht bombardiert werden, weil
das Objekt zu tief vergraben ist oder zu nah an zivile Wohngebiete angrenzt.[39]
Wo die Flugzeugmunition fehlt, könnten US Sprengkommandos eingesetzt werden. Nach
Angaben von Seymour Hersh sind seit Sommer 2004 Sonderkommandos im Iran im Einsatz, um
ihre Zielobjekte auszukundschaften. Hierfür kommen die Delta Force, die Naval Special
Warfare Development Group, die Special Tactics Squadron 1 und das ultrageheime Technical
Analysis Team (TAT) in Frage.
Nach dem Bericht von Hersh haben die US Zielplaner rund 40 Objekte im Visier: Neben den
nuklearen Produktionsstätten auch Fabriken und Depots für Chemiewaffen und
Boden-Boden-Raketen. Zu den Angriffszielen gehören vermutlich die Uranoxydfabrik in Yazd,
die Uranhexafluoridanlagen in Ardekan, Isfahan und Schiraz, die Urananreicherungsanlagen
in Lashkar Abad, Natanz und Ramadah, die im Bau befindlichen Atomkraftwerke in Arak und
Buschehr, das nukleare Technologiezentrum in Isfahan, die Giftgasfabriken in Damghan und
Qazvim, sowie die Raketenfabriken in Isfahan, Lavizan und Sirjan. Möglicherweise könnte
ein Luftangriff auch militärische und politische Führungszentralen einschließen.
Gemäß dem "window of opportunity" wäre ein Angriff in der zweiten
Jahreshälfte 2005 wahrscheinlich. Allerdings gibt es die genannten Bedenken gegen die
Effektivität eines Counterproliferation Strike:
- Möglicherweise sind nicht alle Ziele bekannt,
- ein Teil der Ziele kann nicht ausreichend zerstört werden, weil die geeignete Munition
fehlt und sich damit die Chance zum frühzeitigen Wiederaufbau ergibt,
- einzelne Angriffe fordern "Kollateralschäden" unter der Zivilbevölkerung und
schaden damit der US Propaganda.
Ein Angriff gegen die iranischen ABC-Anlagen wäre nicht der erste Counterproliferation
Strike gegen die iranischen ABC-Anlagen. Bereits während des ersten Golfkrieges griff die
irakische Luftwaffe siebenmal den im Bau befindlichen Reaktor in Buschehr an. Die erste
Bombardierungen erfolgte am 24. März.1984, der letzte Luftangriff am 17. November 1987.
Zunächst setzte die irakische Luftwaffe französische Jagdbomber Super Etendard, später
sowjetische Suchoi Su-22M-4K ein. Ein deutscher Ingenieur der Siemens AG, die damals den
Bau des AKWs leitete, wurde bei der letzten Bombardierung getötet. Auch die iranische
Regierung hat schon einmal versucht, die Nuklearfabriken des Gegners militärisch
auszuschalten: Am 30. September 1980 attackierten vier iranische Jagdbomber F-4E Phantom
II den im Bau befindlichen Leichtwasser-Forschungsreaktor Tammuz I bei Bagdad an
(Operation SCORCH SWORD). Ein Jahr später, am 7. Juni 1981, bombardierte eine israelische
Staffel mit F-16A Falcon denselben Atomreaktor kurz vor dessen Beladung mit radioaktiven
Brennelementen (Operation OPERA).
Ein begrenzter Counterproliferation Strike braucht keine umfassenden
Kriegsvorbereitungen, dennoch können folgende Militärmaßnahmen als Hinweise für einen
drohenden Angriff auf den Iran gewertet werden:
- Der Einsatz von US Sonderkommandos "hinter den feindlichen Linien" seit Sommer
2004.
- Der Aufbau eines neuen Luftstützpunktes in der afghanischen Region Ghorian an Grenze
zum Iran Anfang 2005.
- Die Durchführung von Aufklärungsflügen mit amerikanischen Dronen, um potentielle
Ziele auszukundschaften und das Luftverteidigungssystem zu kitzeln.
- Die Verletzung des iranischen Luftraums durch US Kampfjets, so am 24. August 2004[40]
- Die Erhöhung des US Kontingentes im Irak von 138.000 auf 150.000 Soldaten im Vorfeld
der irakischen Wahlen Anfang 2005.[41]
Unklar blieb, was sich am 16. Februar 2005 in der Nähe des Atomkraftwerkes in Buschehr
ereignet hat. In einem Überblick von Spiegel-Online hieß es: "Zunächst hatte es
geheißen, dort habe es eine gewaltige Explosion gegeben, die Augenzeugen zufolge von
einer Rakete ausgelöst worden war. Anschließend folgte die Meldung, ein Flugzeug habe
seinen Tank verloren und der sei explodiert. Später wurde als Erklärung genannt, daß
die Detonation vom Bau eines Staudamms herrühre. Schließlich meldete sich die Regierung.
Es habe gar keine Explosion gegeben."[42]
Innerhalb der US Regierung werden die Probleme eines Counterproliferation Strike von
den verschiedenen Fraktionen (Falken Tauben etc.) unterschiedlich bewertet. Das
Pentagon könnte wegen dieser Risiken von der Planung eines Luftangriffs vollständig
Abstand nehmen und sich mit der Entwicklung einer iranischen Atombombe stillschweigend
abfinden. Stattdessen könnten die US Geheimdienste alternativ auf einen Regierungswechsel
in Teheran hinarbeiten, um ein pro-amerikanisches Marionettenregime zu etablieren, daß
dann die Kontrolle über die iranischen Atomwaffen im Sinne der USA ausübt. Auch damit
wäre der amerikanischen Counterproliferation Politik genüge getan. Dennoch dementierte
US Außenminister Colin Powell im November 2004 scheinheilig mögliche Pläne für einen
Coup: "Wir haben keine Pläne für einen Regimewechsel im Iran."[43]
Demgegenüber ermunterte US Präsident George W. Bush in seiner State-of-the-Union-Rede
vor dem Kongreß am 2. Februar 2005 die iranische Bevölkerung erneut zu einem
Volksaufstand: "Der Iran ist heute der Hauptsponsor des Terrors auf der Welt - er
strebt den Besitz von Atomwaffen an und beraubt sein Volk der Freiheit, die es sich
wünscht und verdient. (..) Zu den Iranern sage ich heute Abend: Wenn Sie für Ihre eigene
Freiheit einstehen, stehen die Vereinigten Staaten an Ihrer Seite."[44] Allerdings hat schon der amerikanische
"regime change" im Irak gezeigt, daß auch das Herbeibomben der
"Demokratie" einige Risiken birgt. Wie im Fall Irak wird auch an eine Besetzung
des Irans gedacht. Dazu wäre ein enormes Truppenaufgebot notwendig, daher wurde diese
Möglichkeit zeitweise als "Eisenhower-Option" bezeichnet. Die Stabsoffiziere
vom CENTCOM-Hauptquartier in Tampa erhielten 2004 den Auftrag, entsprechende Contingency
Plans (CONPLANs) zu aktualisieren, obwohl Colin Powell in der Öffentlichkeit behauptete:
"Wir bereiten keine Invasion vor."[45]
Die amerikanische Regierung würde durch die republikanische Mehrheit im Kongreß die
notwendige innenpolitische Unterstützung für einen erneuten Waffengang mobilisieren
können. Auch scheinen die militärischen Rahmenbedingungen z.Zt. relativ günstig zu
sein, da die USA durch die Kriege im Irak und Afghanistan den Iran bereits mit 200.000
Soldaten eingekreist haben. Die Frage ist, wann die US Regierung diese Truppen für einen
Einsatz im Iran verfügbar machen könnte. Zur Zeit sind sie angesichts des islamischen
Widerstandes vor Ort gebunden. Durch die "Iraqization" werden erst im Verlauf
des Jahres 2006 amerikanische Einheiten im Irak durch einheimische Soldaten abgelöst
werden können. Je weiter die Pazifizierung des Iraks fortschreitet, desto größer wird
die Kriegsgefahr für den Iran. In Afghanistan hat die US Regierung ausgerechnet den
Vertretern der "terroristischen" Taliban im Dezember 2004 einen Waffenstillstand
angeboten.[46]
Historisches Vorbild für einen US Coup wäre die amerikanisch-britische
Geheimdienstoperation AJAX zum Sturz des iranischen Regierungschefs Mossadegh im Jahre
1953. Nachdem dieser die Anglo-Iranian Oil Company verstaatlicht hatte, ersetzte die US
Regierung ihn durch Schah Reza Pahlevi und würgte damit jegliche Demokratiebestrebung
für Jahrzehnte ab. Nachdem der Schah widerum 1979 durch die Mullahs gestürzt wurde,
scheiterten alle Versuche der US Regierung, die demokratischen Reformkräfte innerhalb des
Irans zu stärken. Auch die iranische Exilopposition konnte keinen nennenswerten Rückhalt
im Land erringen.
Sollten die USA auf einen Militärschlag verzichten, könnten die Israelis im
Alleingang versuchen, die iranischen Nuklearanlagen zu zerstören: Während die
israelische Regierung noch in den siebziger Jahren eine gemeinsame Entwicklung von
atomaren Jericho-Raketen mit dem damaligen Schah-Regime im Iran erwog, bereiten die
Israelis heute einen eigenen Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen vor. Je mehr es den
Israelis gelingt, mit den Palästinenser und den Syrern endlich einen Verhandlungsfrieden
zu vereinbaren, desto deutlicher wird, daß das iranische Atomprogramm dann als einzige
Bedrohung für Israel übrigbleibt. Verteidigungsminister Schaul Mofas erklärte, Israel
werde "unter keinen Umständen Atomwaffen in iranischem Besitz dulden".[47] Die Leitung der Angriffsplanung liegt beim
Mossad-Chef Meir Dagan. Nach einem Bericht der Sunday Times vom 18. Juli 2004 liegt ein
erster Angriffsplan in den Schubladen bereit und wird ständig den sich verändernden
Lagebedingungen angepaßt.[48] Außerdem
haben die Israelis den iranischen Atomreaktor Buschehr in der Negev-Wüste im Modell
nachgebaut. Hier trainieren israelische Luftwaffenpiloten mit ihren F-15I und F-16I den
exakten Bombenabwurf. Der amerikanische Vizepräsident Dick Cheney erklärte: "In
Anbetracht der Tatsache, daß Iran eine spezielle Politik verfolgt, deren Ziel die
Zerstörung Israels ist, ist es gut möglich, daß Israel sich entscheidet, als Erster zu
handeln und dem Rest der Welt anschließend die Beseitigung des diplomatischen Chaos
überläßt."

Iranische Verteidigung und Vergeltung
Trotz der weltweiten Befürchtungen vor einem Vierten Golfkrieg demonstrierte der
iranische Regierungschef Mohammed Khatami Gelassenheit: "Ich glaube nicht, daß die
Amerikaner so etwas Verrücktes wie einen Militärangriff auf uns unternehmen
werden," erklärte er im staatlichen Rundfunk.[49] Aber die iranischen Verteidigungsmöglichkeiten gegen einen
Counterproliferation Strike sind begrenzt, da der Iran nur über ein geschwächtes
Luftverteidigungssystem verfügt. Das in den siebziger Jahren von den USA selbst
aufgebaute System "Peace Crown" dürfte nur noch zum Teil einsatzbereit sein.
Wegen des irakisch-iranischen Krieges (1980-88) wurde Anfang der achtziger Jahre ein
internationales Militärembargo gegen den Iran verhängt; das US Rüstungsembargo dauert
bis heute an. Rüstungsgeschäfte mit anderen Ländern scheiterten wiederholt an der
fehlenden Finanzierung. So ist die iranische Luftverteidigungsorganisation völlig
veraltet. Mängel bestehen insbesondere bei der Frühwarnung und der Koordination der
Abwehrkräfte.
Dennoch drohte der iranische Verteidigungsminister, Vizeadmiral Ali Shamkhani, einem
amerikanischen Präventivschlag gegen die iranische Nuklearindustrie durch einen
Präemptivschlag zuvorzukommen.[50] Zum
iranischen Säbelrasseln gehörte auch die Drohung von General Muhammad Baqir Zolqadr von
den Revolutionären Garden, im Falle eines Angriffs einen Gegenschlag gegen den
israelischen KAMAG-Atomreaktor durchzuführen: "Wenn Israel eine Rakete auf das
Atomkraftwerk in Buschehr abfeuert, kann es das Nuklearzentrum Dimona, wo es seine
Atomwaffen produziert und lagert, für immer vergessen."[51]
Im Falle eines US Angriffes könnte die iranische Militärführung auf eine horizontale
Eskalation setzen, indem sie versucht, die schiitische Bevölkerungsmehrheit im Irak gegen
die amerikanischen Besatzungstruppen zu mobilisieren. Schon seit dem Beginn des Dritten
Golfkrieges 2003 hat die US Regierung der iranischen Führung mehrfach vorgeworfen, sie
wolle die Konflikte im Irak schüren, um das Land zu destabilisieren.[52] Die Frage ist, ob sich die irakischen
Schiiten für die nationalen Interessen der Schiiten im Iran mobilisieren lassen. Immerhin
waren es die US Streitkräfte, die das Regime von Saddam Hussein gestürzt haben und den
Schiiten zur Machtübernahme im Irak verholfen haben. So hat sich bisher nur eine
Minderheit der Schiiten um Mochtada Al Badr vorrübergehend am Widerstand gegen die
amerikanische Okkupation beteiligt. Außerdem steht der religiös-politische Führer der
irakischen Schiiten, Großajatollah Ali Sistani, dem Mullah-Führung in Teheran eher
skeptisch gegenüber. Eher politisch-symbolische Bedeutung haben die Sicherheitsabkommen,
die die iranische Regierung insbesondere mit Syrien, aber auch mit Algerien abschließen
will.[53]

Europäische Verhandlungsalternative
Im Gegensatz zur US Regierung setzen die Europäer auf eine friedliche
Streitschlichtung. Anders als im Fall Irak hat sich die britische Regierung diemal der
Position der Europäischen Union (EU) angeschlossen. Bereits im Sommer 2003 begannen die
Verhandlungen zwischen der iranischen Regierung und den sogenannten EU3 - Vereinigtes
Königreich, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Am 21. Oktober 2003 wurde in
Teheran ein "Statement by the Iranian Government and visiting EU Foreign
Ministers", unterzeichnet. In dem zweiseitigen Papier versichert die iranische
Regierung, daß "Nuklearwaffen keinen Platz in der iranischen Verteidigungsdoktrin
haben". Gleichzeitig sichert sie "volle Kooperation" sowie "volle
Transparenz" gegenüber der IAEO zu und verspricht, das Safeguard-Zusatzabkommen zu
unterzeichnen. Sie "hat sich freiwillig dazu entschieden, die gesamte
Urananreicherung einzustellen". Im Gegenzug erkennen die europäischen
Unterzeichnerstaaten an, daß "der Iran das Recht zur friedlichen Nutzung der
Atomenergie in Übereinstimmung mit dem Atomwaffensperrvertrag hat" und daß
"der Iran einen erleichterten Zugang zu Technologien erwarten darf".[54]
Im Februar 2004 kamen beide Seiten überein, daß man darauf hinwirken wolle, daß die
IEAO bis Juni ihr Verfahren gegen den Iran einstellen solle. Nachdem dies nicht geschah,
warfen die Iranern den Europäern Wortbruch vor und im Juli wurden die Gespräche
abgebrochen. Nachdem die iranische Regierung einen Monat später die Aufnahme der
Produktion von Hexafluorid als Vorstufe zur Urananreicherung ankündigte, wurden die
Verhandlungen wieder aufgenommen.
Am 14. November 2004 wurde in Paris eine zweite Vereinbarung, das "Iran-EU
Agreement on Nuclear Programme", abgeschlossen.[55] Gegenüber dem ein Jahr zuvor unterzeichneten, aber zwischenzeitlich
diskreditierten Teheraner Abkommen bringt die neue Übereinkunft keinerlei wesentliche
Veränderungen, allerdings sind die Bestimmungen diesmal detaillierter: Die EU3 erkennen
prinzipiell das Recht der Iraner auf Anreicherung an, im Gegenzug verpflichtet sich die
Regierung in Teheran zur Einstellung der geplanten Urananreicherung und einer möglichen
Plutonium-Separation. Als Kompensationsmaßnahme unterstützten die Europäer das zivile
Atomprogramm des Irans durch die Lieferung von Leichtwasserreaktoren und die garantierte
Lieferung von schwach angereicherten Reaktorbrennstäben. Außerdem soll der Iran
Wirtschaftshilfe erhalten. Der Verzicht auf eine Urananreicherung gilt nur zeitlich
befristet und zwar prinzipiell bis zum Abschluß der Verhandlungen mit der EU. Während
sich die iranische Seite hierfür nur auf einen Zeitrahmen von drei, höchsten sechs
Monaten einlassen will, rechnen die Europäer mit einer Verhandlungsdauer von mindestens
zwei Jahren.[56]
Der Gouverneursrat der IAEO, der die iranische Seite ultimativ aufgefordert hatte, bis
zum 29. November 2004 auf die Urananreicherung zu verzichten, stimmte am selben Tag dem
Abkommen zu. Durch diesen Beschluß verzichtete die IAEO darauf, den UN-Sicherheitsrat
anzurufen. Diese Möglichkeit war ursprünglich von den USA gefordert worden, aber von den
35 Mitgliedsstaaten im IAEO-Gouverneursrat hatten sich nur Kanada und Australien für eine
Unterstützung der amerikanischen Linie ausgesprochen. Außerdem hatten Rußland und die
Volksrepublik China schon vorab verlauten lassen, daß sie im Sicherheitsrat keinen
Sanktionen gegen den Iran zustimmen würden.
Bereits zehn Tage nach Einigung mit den EU-Staaten wich die iranische Regierung von
ihrer Zusage ab, daß Anreicherungsprogramm vollständig einzustellen und forderte am 24.
November 2004, 24 Zentrifugen zu "Forschungszwecken" weiter betreiben zu
dürfen. Das EU-Trio protestierte gegen diesen versuchten Bruch der Pariser Vereinbarung,
die zwar keinen völkerrechtlichen Vertrag darstellt, aber politisch bindend ist. Auch dem
Drängen der Iraner, der IAEO müsse seine Ermittlungen gegen ihr Land einstellen, gaben
die Europäer nicht nach. Am 28. November lenkte die iranische Seite schließlich ein.
Am 13. Dezember 2004 wurden die Verhandlungen in Brüssel fortgesetzt. Dabei wurde drei
Arbeitsgruppen zu den Themenkomplexen Nuklearprogramm, Sicherheitspolitik und
Wirtschaftsförderung eingesetzt. Der iranische Verhandlungsführer Hassan Rowhani gab
sich zunächst optimistisch: "Wir werden jetzt Schritt für Schritt daran arbeiten,
eine neue Grundlage unserer Beziehungen zu erreichen." Ein weitere Gesprächsrunde
fand in Genf statt und endete am 11. Februar 2005 mit der iranischen Weigerung, auf die
Fertigstellung ihres Schwerwasserreaktors zu verzichten, wenn die Europäer im Gegenzug
einen Leichtwasserreaktor liefern.
Die Verhandlungen sind zwar nicht befristet, aber für ihre Fortsetzung will der
iranische Präsident Mohammed Khatami Grundbedingungen stellen. Der iranische
Außenminister Kamel Kharrazi drohte gar mit einem vorzeitigen Ende der Gespräche:
"Ich denke, wir müssen optimistisch sein. Die Deadline ist März, Ende März. So
haben wir noch ein paar Wochen zur Verfügung."[57] Demgegenüber nannte der iranische Verhandlungsführer Hassan Rowhani
eine spätere Deadline: Der Iran habe eine Aussetzung der Urananreicherung bis Ende Juni
2005 zugesagt.[58]
Für die iranische Regierung bringen die Verhandlungen einen Zeitgewinn, um ihr
Katz-und-Maus-Spiel mit der IAEO fortzuführen. Ihre Uran-Anreicherung sollte angeblich
sowieso erst im Jahre 2006 beginnen. Wenn dies richtig ist, hätte die vorrübergehende
Verzichtserklärung sowieso keinerlei praktische Relevanz. Außerdem versuchen die Iraner
die Europäer gegen die Amerikaner auszuspielen. Dabei könnte die Parteinahme der Briten
auf Seiten der Europäer deren Position in den transatlantischen Beziehungen stärken.
Nicht zuletzt erwartet die iranische Regierung konkrete Maßnahmen der europäischen
Wirtschaftsförderung als Ausgleich für das seit 1979 andauernde Wirtschaftsembargo der
USA. Dabei wollen von einem Ausbau der europäisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen beide
Seiten profitieren. Unter dem Mullah-Regime hat die Wirtschaftskrise zu einer Verarmung
breiter Kreise der Bevölkerung geführt, die die politische Stabilität des Regimes zu
gefährden droht. Im Gegenzug für einen Verzicht auf ein militärisches
Atomwaffenprogramm bieten die Europäer nun umfassende Unterstützung insbesondere bei der
zivilen Nutzung der Atomenergie an. Das EU-Angebot sieht den Bau von Leichtwasserreaktoren
und eine garantierte Lieferung von nuklearen Brennelementen vor. Bleibt die Frage, ob sich
beide Seiten auf einen angemessenen Kaufpreis einigen können. Sollten die Europäer ihre
Wirtschaftszusagen nicht einhalten, könnte die iranische Seite dies zum Vorwand nehmen,
um das Abkommen aufzukündigen.
Innerhalb des Iran ist das Abkommen nicht unumstritten. Nachdem die Regierung
monatelang ihr Recht auf Urananreicherung betont hatte und ein entsprechender
Parlamentsbeschluß verabschiedet worden war, wird nun kritisiert, man habe gegenüber der
IAEO zu große Zugeständnisse gemacht. Die Rede ist vom "Verrat nationaler
Interessen". Die Teheraner Tageszeitung Djomhuri Eslami bemerkte am 18. November 2004
skeptisch: "Manche behaupten, Iran sei es gelungen, die Politik der USA zu
neutralisieren. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Westen hat gemerkt, daß die
Drohungen Erfolg haben. Grund genug, um diesen Kurs fortzusetzen und weiterhin auf uns
Druck auszuüben."[59]
Die US Regierung stand den EU-Verhandlungen von vornherein skeptisch gegenüber.
Während sie im Fall Nordkorea an den sogenannten Sechser-Gesprächen teilnimmt, hat sie
sich einer Beteiligung an den EU-Iran-Verhandlungen seit deren Beginn im Jahre 2003
verweigert, ohne eine praktische Alternative vorweisen zu können. Während sich die
Amerikaner alle Optionen vorbehalten, ging von ihnen bisher keinerlei praktische
Initiative zur Konfliktlösung aus. Um dabei nicht in eine außenpolitische
Selbstisolation zu geraten, hat die amerikanische Regierung innerhalb der IAEO eine
Annahme der beiden EU-Iran-Abkommen nicht blockiert, denn solange die Urananreicherung in
Natanz still steht, können die USA mit diesem Status Quo gut leben.
Da die USA offiziell nicht an den Verhandlungen beteiligt sind, sind sie auch nicht an
die Abkommen gebunden. Zwar gestand die neue US Außenministerin Condoleeza Rice bei ihrer
Goodwill-Tour durch Europa im Februar ein, daß die Bemühungen um eine friedliche
Streitbeilegung gegenwärtig zu favorisieren seien, aber sie äußerte sich zugleich
skeptisch darüber, daß die EU-Staaten nicht genügend Druck auf die Regierung in Teheran
ausüben könnten.[60]
Derweil setzt die US Regierung ihr Wirtschaftsembargo gegenüber dem Iran fort. So hat
die US Regierung im Dezember 2004 zum zwanzigsten Mal eine Aufnahme des Irans in die
Welthandelsorganisation (WTO) verhindert, während der Irak und Afghanistan als
beobachtende Mitglieder aufgenommen wurden. Das Vereinigte Königreich, Frankreich und die
BRD plädierten für eine Aufnahme Iran, was dem Land zahlreiche Zolleinsparungen beschert
hätte, sie konnten sich mit dieser Forderung aber gegenüber den Amerikanern nicht
durchsetzen. Daraufhin warf der Leiter der iranischen Verhandlungsdelegation bei der WTO,
Esfandiar Omidbachsch, den Europäern einen Bruch des Pariser Abkommens vor.
Außerdem versucht die US Regierung über ihre nationale Wirtschaftsgesetzgebung
ausländische Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen sowohl mit dem Iran als auch mit den
USA unterhalten, zu einer Einstellung ihrer Aktivitäten in Persien zu zwingen. Im Jahre
1999 verhängte die US Regierung erstmals ein Embargo gegen zehn russische Institutionen,
weil diese angeblich Nuklearprodukte an die Iraner geliefert hatten. Amerikanische
Anschuldigungen gab es gegen folgende Institutionen: INOR Wissenschaftszentrum,
NIKET-Forschungs- und Entwicklungszentrum für Energietechnik, die Forschungsinstitute
Grafit und Polyus, das Tikhomirov Institut, das Luftfahrtinstitut in Moskau, die
Komintern-Anlage in Novosibirsk, das Unternehmen MOSO, die Mendelejev-Universität für
chemische Technologie, die Baltische Staatsuniversität für Technik, Europlace 2000 und
Glavkosmos. Seit Verabschiedung des Iran Nonproliferation Act (INPA) im Jahr 2000 hat die
US Regierung weitere fünfzigmal Sanktionen gegen Unternehmen aus Rußland und China
verhängt, weil sie Nukleargeschäfte mit dem Iran betrieben haben sollen. Zuletzt waren
am 1. Dezember 2004 vier chinesische und ein nordkoreanisches Unternehmen von US
Sanktionen betroffen. Diese hatten allerdings nur symbolische Bedeutung, weil die
Unternehmen auf dem amerikanischen Markt nicht vertreten waren. Dabei fällt es der US
Regierung leicht zum Mittel der Wirtschaftsanktionen zu greifen, schließlich würde der
"große Satan" USA von einer wirtschaftlichen Öffnung des Irans ohne nicht
profitieren.
Während der Iran versucht, Amerikaner und Europäer gegeneinander auszuspielen, ziehen
andererseits die USA und die EU an einem Strang. Mit dem Hinweis, auch die US Regierung
zufrieden stellen zu müssen, können die Europäer in den Verhandlungen auftrumpfen und
den Iranern Zugeständnisse abverlangen. Nach dem Prinzip "Zuckerbrot und
Peitsche" haben die Europäer den Iranern ein Moratorium bei der Urananreicherung
abgetrotzt und dafür Wirtschaftshilfe zugesagt. Entgegen der amerikanischen Forderung
nach verstärkten wirtschaftlichem Druck, wollen die Europäer ihre Geschäfte noch
ausdehnen. Die EU-Staaten knüpfen dabei an ihre traditionelle Politik des
"kritischen Dialogs" mit dem Iran an. Die transatlantische Rollenverteilung
"good guy bad guy", wie es US Minister Richard Armitage formulierte,
scheint bisher zu funktionieren.
Die russische Regierung hat wegen ihrer schon laufenden Nukleargeschäfte die
amerikanischen Unterstellungen über illegale iranische Nuklearaktivitäten immer
zurückgewiesen. Nur einzelne Duma-Abgeordnete wie der Vorsitzende des Ausschusses für
GUS Angelegenheiten, Andrei Kokoshin, wagten es, vor der Entwicklung einer iranischen
Atombombe zu warnen. Die Moskauer Regierung unterstützt prinzipiell die EU-Verhandlungen,
obwohl die Europäer mit ihrer ökonomischen Offerte in Konkurrenz zu Rußland treten. Am
26. Februar 2005 wird der Chef der russischen Atomenergiebehörde Aleksandr Rumyantsev
nach Teheran fahren, um mit der iranischen Regierung die Lieferung der noch fehlenden
Brennelemente für den Atomreaktor in Buschehr zu vereinbaren. Nach der Fertigstellung
dieses Reaktors will die Regierung in Moskau sechs weitere Leichtwasserreaktoren in den
Iran exportieren. So konnte die iranische Regierung am 11. Februar 2005 das EU-Angebot zur
Lieferung von Leichtwasserreaktoren zurückweisen, weil die Europäer damit die Forderung
verbanden, der Iran müsse den Bau seines Schwerwasserreaktors einstellen.[61] Im Gegensatz dazu wäre die russische
Regierung zur Lieferung von Leichtwasserreaktoren bereit, ohne auf dieses Junktim zu
bestehen.
Trotz des einseitigen iranischen Moratoriums bezüglich einer Anreicherung von Uran
schwelt der Grundkonflikt um das Nuklearprogramm weiter. Während Europäer und Amerikaner
darauf bestehen, daß aus dem vorrübergehenden ein endgültiger Verzicht wird, will die
iranische Seite auf Dauer auf ihr Recht zur Urananreicherung beharren, um keinen
internationalen Präzedenzfall für einen einseitigen Souveränitätsverzicht zu schaffen.
Angesichts dieser konträren Positionen scheint ein Kompromiss ausgeschlossen. Es stellt
sich daher die Frage, wie es ein endgültiges Abkommen konstruiert sein soll.
Ein Scheitern der Verhandlungen hätte für die EU keine direkten negativen Folgen.
Für den Iran bedeutet ein Abbruch der Gespräche nicht automatisch einen Militärangriff.
Die USA könnten - wie angekündigt - den UN-Sicherheitsrat gemäß Artikel 35 der
UN-Charta anrufen, um ein internationales Embargo gegen den Iran zu erwirken. Dies würde
voraussetzen, daß die Regierungen von Rußland und der Volksrepublik China ihre
wirtschaftlichen Interessen zurückstellen und ihre ablehnende Haltung gegenüber einem
Boykott aufgeben. Sollten sie zu einer solchen radikalen Kehrtwendung nicht bereit sein,
könnte die US Regierung einen Militärangriff starten und versuchen, einen Teil der
Schuld auf die Verweigerungshaltung anderer Regierungen zuzuschieben. Eine Wiederaufnahme
der Urananreicherung könnte für die USA den casus belli heraufbeschwören, oder sie
bringen den weltweiten Anti-Terrorkrieg als Vorwand für einen Angriff vor.

Iranische Durchhalte-Strategie?
Heute besitzen fünf Staaten im Nahen Osten (Ägypten, Israel, Syrien,
Iran und Pakistan) ABC-Waffen. Seit 1945 wurde dort zehnmal mit dem Einsatz von Atomwaffen
gedroht und in fünf Kriegen biologische oder chemische Waffen eingesetzt. Eine
Eindämmung der Proliferation von ABC-Waffen ist dringend geboten. Politiker aus
Großbritannien, Frankreich und Deutschland versuchen derzeit die iranische Führung davon
zu überzeugen, daß sie in größerer Sicherheit leben würde, wenn sie keine Atomwaffen
besäße. Dabei haben die Engländer und Franzosen selbst seit Jahrzehnten eigene
Nuklearwaffen einsatzbereit.
Durch die diplomatischen Auseinandersetzungen um ihre
Nuklearaktivitäten steht die Regierung in Teheran unter zunehmendem Druck. Noch
mindestens bis Juni ist ein Verhandlungserfolg möglich. Scheitern die Gespräche, werden
zunächst internationale Sanktionen verhängt. Darüberhinaus könnten die amerikanische
oder israelische Regierung ab Mitte 2005 eine "militärische Lösung" erzwingen
wollen. Die US Regierung hat seit 1991 mehrere hundert Millarden Dollar aufgewendet, um
einem Regimewechsel und eine umfassende Abrüstung im Irak durchzusetzen und dabei den Tod
von über 1,5 Millionen Irakern billigend in Kauf genommen. Daher sollte die iranische
Führung den amerikanischen Destruktivismus nicht unterschätzen.
Militärtechnisch betrachtet sind die iranischen Abwehrchancen und
Vergeltungsmöglichkeiten gegen einen Militärschlag gering und die Schäden wären im
Kriegsfalle hoch, aber nicht irreparabel. Dennoch scheint die Regierung in Teheran die
militärpolitischen Rahmenbedingungen zur Verwirklichung eines eigenen Atomwaffenprojektes
gegenwärtig als relativ günstig anzusehen. Es ist daher zu befürchten, daß die
iranische Führung um Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei und Regierungschef
Mohammed Khatami unbeirrt an ihren Nuklearplänen festhält. "Unsere Nation wird
keine Einmischung in unser Nuklearprogramm dulden", machte der iranische
Vizepräsident Gholamreza Aghazadeh Ende 2004 noch einmal deutlich.
Ein Angriff auf den Iran wäre auch für die USA mit Risiken verbunden. Mit ihrem
Angriff auf den Irak 2003 haben sich die amerikanischen Streitkräfte selbst
neutralisiert. Für einen weiteren Krieg gegen den Iran reicht das Militärpotential der
USA gegenwärtig nicht aus, zumal die Truppen noch für zwei, drei Jahre im Irak gebunden
sein dürften. Außerdem befürchten die amerikanischen Geheimdienste CIA und DIA, daß es
infolge eines amerikanischen Angriffs auf den Iran zu einer Eskalation im Nahen Osten
kommen könnte. So könnte die Führung in Teheran Vergeltung üben, indem sie die
schiitische Bevölkerungsmehrheit im Irak in ihrem Kampf gegen die US Besatzungstruppen
militärisch unterstützt, soweit die irakischen Schiiten dies zulassen. Aber selbst wenn
sie die Entwicklung einer iranischen Atombombe einfach hinnehmen würden, nähmen
anschließend die Spannungen im Nahen Osten ebenfalls zu. Dennoch raten die US
Nachrichtendienste im Moment von einem Angriff auf die Nuklearanlagen ab; stattdessen
setzen sie darauf, einen politischen Umsturz im Iran zu provozieren. Damit könne man zwar
nicht die Entwicklung einer Atombombe verhindern, aber diese würde dann wenigstens in den
Händen eines gemäßigten Regimes in Teheran sein.[62] Allerdings hat der angepeilte "regime change" schon im Irak
nicht funktioniert.
Für Israel ist die Verhinderung einer iranischen Atombewaffnung nicht nur eine Frage
des nationalen Überlebens. Gerade die Entwicklung einer iranischen Atombombe würde der
Forderung nach Errichtung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten neue Dringlichkeit
verleihen und damit auch die Existenz des israelischen Nukleararsenals in Frage stellen.

Dem Manuskript lag ein Vortrag beim Friedenspolitischen Ratschlag,
Universität Kassel, am 4. Dezember 2004 zugrunde.
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Berliner Informationszentrum für Transatlantische
Sicherheit - BITS
|
Fußnoten: [1]
Diesem Gremium gehören unter Vorsitz von Ajatollah Ali Khamenei acht weitere Amtsträger
an, darunter der Chef des Obersten Kommandorats der Streitkräfte General Hassan
Firouzabadi, Geheimdienstminister Ali Younessi und als ständiger Vertreter des
Präsidenten - Hassan Rowhani, der zugleich Leiter des Nuklearkomitees beim SNSC ist.
[2] John Pike, Target Iran Air
Strikes, Washington, 21. Januar 2005, www.globalsecurity.org/military/ops/iran-strikes.htm
[3] Bryan Bender, Nuclear Iran ´worse
threat than Iraq´, Janes Defence Weekly, 28. Oktober 1998, S. 2
[4] Markus Schmidt, John Goetz, Kriegsziel
Iran: Die geheimen Pläne der US Regierung, Monitor, 3. Februar 2005
[5] Seymour M. Hersh, The Coming Wars
What the Pentagon can now do in secret, The New Yorker, 17.1.2005, www.newyorker.com/fact/content/?050124fa_fact
[6] Lowell E. Jacoby, Current and Projected
National Security Threats to the United States, Statement For the Record, Senate Select
Committee on Intelligence, Washington, 16. Februar 2005, S. 10f, www.globalsecurity.org/intell/library/congress/2005_hr/050216-jacoby.pdf
[7] Lally Weymouth, Q&A: El Baradei,
Feeling the Nuclear Heat, Interview mit dem Generaldirektor der IAEO, Washington Post, 30.
Januar 2005, S. B01, www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A46420-2005Jan29.html
[8] Klaus-Dieter Fritsche, Innere
Sicherheit aus der Sicht der Verfassungsschutzbehörden, Europäische Sicherheit, 8/1998,
S. 11
[9] Robin Wright, Desire for Nuclear
Empowerment a Uniting Factor in Iran, Washington Post, 14. November 2004, S. A25
[10] Nuclear Threat Initiative, Iran
Profile - Nuclear Overview, Washington, September 2004, www.nti.org/e_research/profiles/Iran/1819_1822.html
[11] Die IAEO in Wien hat in den letzten
Jahren sechs Resolutionen zum Iran verabschiedet: 12. September 2003, 26. November 2003,
15. März 2004, 18. Juni 2004, 18. September 2004 und 29. November 2004.
[12] In Paragraph 107 heißt es:
"Many aspects of Iran`s nuclear fuel cycle activities and experiments, particularly
in the areas of uranium enrichment, uranium conversion and plutonium separation, were not
declared to the Agency in accordance with Iran´s obligations under its Safeguards
Agreement. Iran´s policy of concealment continued until October 2003, and has resulted in
many breaches of its obligation to comply with that Agreement. Since that time, good
progress has been made in Iran´s correction of those breaches and in the Agency´s
ability to confirm certain aspects of Iran´s current declarations, which will be followed
up as a routine safeguards implementation matter." Siehe: IAEO-Board of Governors,
Implementation of the NPT Safeguards Agreement in the Islamic Republic of Iran
Report by the Director General, GOV/2004/83, Wien, 15. November 2004, S. 23, www.globalsecurity.org/wmd/library/report/2004/iran_iaea_gov-2004-83_15nov2004.pdf
[13] Der Reaktor wird mit Brennstäben
aus argentinischer Produktion betrieben. Siehe: David Albright, An Iranian bomb?, The
Bulletin of the Atomic Scientists, Juli 1995, www.thebulletin.org/article.php?art_ofn=ja95albright
[14] Agence France Press, Iran Signals
Military Sites Off-Limits to UN Inspectors, Radio Free Europe/Radio Liberty, 5. Dezember
2004
[15] Lally Weymouth, Q&A: El Baradei,
Feeling the Nuclear Heat, Interview mit dem Generaldirektor der IAEO, Washington Post, 30.
Januar 2005, S. B01, www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A46420-2005Jan29.html
[16] N.N., US Regierung wollte al-Baradei
mittels Lauschangriff aus dem Amt drängen, Spiegel-Online, 12. Dezember 2005, www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,332492,00.html
[17] Zit. n.: Michio Kaku / Daniel
Axelrod, To Win A Nuclear War The Pentagon´s Secret War Plans, London, 1987, S.
225
[18] Irakische Chemieangriffe erfolgten
u.a. im Zusammenhang mit folgenden Operationen: VAL FAJR II (August 1983 bei Haj Umran),
KHAYBAR I (1984 in den Manjoon-Inseln bei Basra) und KARBALA VII (April 1987). Siehe:
Javed Ali, Chemical Weapons and the Iran-Iraq War: A Case Study in Noncompliance, The
Nonproliferation Review, Frühjahr 2001, S.., S. 48ff
[19] Richard A. Clarke, Against all
Enemies Der Insiderbericht, Hamburg, 2004, S. 367f
[20] Thomas Fingar, Statement, Security
Threats to the United States, Senate Select Committee on Intelligence, Washington, 16.
Februar 2005, www.globalsecurity.org/intell/library/congress/2005_hr/050216-fingar.pdf
[21] N.N., Iran will produzieren, taz,
25.1.2005, S. 10, www.taz.de/pt/2005/01/25/a0167.nf/textdruck
[22] Reuters, Russia Finishes Building
Iran Nuclear Plant, Washington Post, 14. Oktober 2004
[23] National Council for Resistance in
Iran, Disclosing a Major Secret Nuclear Site under the Ministry of Defense, Paris, 17.
November 2004, www.globalsecurity.org/wmd/library/report/2004/new-nuke-info.htm
[24] National Council for Resistance in
Iran, Ohne Titel, Paris, 3. Dezember 2004, >www.globalsecurity.org/wmd/library/report/2004/new-project.htm
[25] Blanchard Economic Research Unit,
The new threat: Iran, ohne Datum, http://www.blanchardonline.com
[26] Laurie H. Boulden, India May Build
'Turnkey' Chemical Plant in Iran, Arms Control Today, July 1996, S. 26
[27] Jean Pascal Zanders (u.a.), Chemical
and biological weapon developments and arms control, SIPRI Yearbook 1999, Oxford, 1999, S.
570
[28] Ed Blanche / Duncan Lennox, Shifting
Balance, Jane´s Defence Weekly, 10.3.1999, S. 60
[29] National Council for Resistance in
Iran, Ohne Titel, 3. Dezember 2004, www.globalsecurity.org/wmd/library/report/2004/new-project.htm
[30] Roman Kupchinsky, Analysis:
Kuchma´s Ukraine Cruises Back Into The Spotligt, Radio Free Europe/Radio Liberty, 2.
Februar 2005, www.rferl.org/featuresarticle/2005/02/cd6facb4-991b-495b-9c69-96fdf30dfeed.html
[31] N.N., Soko Mullah, Spiegel,
19.5.1997, S. 19
[32] Golnaz Esfandiari, Iran/U.S.: Bush
Says All Options On The Table For Tehran´s Nuclear Program, RFE/RL, 18.1.2005
[33] William M. Arkin, Code Names
Deciphering U.S. Military Plans, Programs, and Operations in the 9/11 World, Hanover, USA,
2005
[34] Solche Überflüge wurden im
Dezember 2004 z. B. bei den Nuklearanlagen in Buschehr und Isfahan festgestellt und
führten zeitweise zu einer UFO-Hysterie in den iranischen Massenmedien. Siehe: Dafna
Linzer, U.S. Uses Drones to Probe Iran For Arms, Washington Post, 13. Februar 2005, S. A01
[35] Markus Schmidt, John Goetz,
Kriegsziel Iran: Die geheimen Pläne der US Regierung, Monitor, 3. Februar 2005
[36] Das Netz wurde bis Mitte der
neunziger Jahre von einer CIA-Dependance in Frankfurt am Main gesteuert, danach übernahm
eine CIA-Niederlassung in Los Angeles die Führung. Siehe: Greg Miller, CIA Operation in
Iran Failed When Spies Were Exposed, Los Angeles Times, 12. Februar 2005, www.latimes.com/news/nationworld/world/la-fg-cia12feb12,0,5143074.story
[37] Zit. n.: Bahman Nirumand (Hg.),
Iran-Report, Nr. 12/2004, Heinrich Böll Stiftung, Berlin, S. 4, www.boell.de/downloads/presse/iran-report122004.pdf
[38] William M. Arkin, Code Names
Deciphering U.S. Military Plans, Programs, and Operations in the 9/11 World, Hanover, USA,
2005, S. 23
[39] Seymour M. Hersh, The Coming Wars
What the Pentagon can now do in secret, The New Yorker, 17.1.2005, www.newyorker.com/fact/content/?050124fa_fact
[40] Islamic Republic News Agency, US
warplanes violate Iran` air space: press report, Teheran, 24. August 2004, www.globalsecurity.org/wmd/library/news/iran/2004/iran-040824-irna01.htm
[41] Thomas E. Ricks, U.S. Troop Level In
Iraq To Grow, Washington Post, 2.12.2004, S. A01
[42] N.N., Wirrwarr um Explosion nahe
Dailam, Spiegel-Online, 16. Februar 2005, www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,342045,00.html
[43] N.N., USA: Kein Plan für Umsturz in
Iran, Taz, 15. November 2004, S. 10
[44] George W. Bush: "Zur Lage der
Nation", Washington, 2. Februar 2005, www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/USA/bush2005.html
[45] Seymour M. Hersh, The Coming Wars
What the Pentagon can now do in secret, The New Yorker, 17.1.2005, www.newyorker.com/fact/content/?050124fa_fact
[46] N.N., USA bieten Taliban Handel an,
Spiegel Online, 2.12.2004, www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,330632,00.html
[47] Dieter Bednarz (u.a.),
Weltverbesserer im Weißen Haus, Spiegel, 21.1.2005, S. 109
[48] Douglas Davis, Report: Israel´s
"first strike" plan against Iran Ready, Jerusalem Post, 18. Juli 2004, http://www.jpost.com/servlet/Satellite?pagename=JPost/JPArticle/Printer&cid=1090121780879&p=1078027574121
[49] P. Gruber (u.a.), Ring frei zu Runde
zwei, Focus, 26. Januar 2005, S. 149.
[50] Nazila Fathi, Iran Says It May
Pre-empt Attack Against Its Nuclear Facilities, New York Times, 20.8.2004, http://middleeastinfo.org/article4695.html
[51] Al Jazeera, Iran may strike if sites
threatened, 18. August 2004, http://english.aljazeera.net/NR/exeres/B19236FC-6A23-4FB4-B499-E7AF900949DE
[52] Charles Recknagel, U.S.: Washington
Warns Iran, Syria Not To Interfere in Iraq, But Can The Charges Be Substantiated?, Radio
Free Europe/Radio Liberty, 16. Dezember 2004
[53] N.N., Iran und Syrien wollen
gemeinsame Front gegen USA bilden, Spiegel-Online, 16.2.2005, www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,342038,00.html
[54] Das Dokument ist im Internet
veröffentlicht: www.iaea.org/NewsCenter/Focus/IaeaIran/statement_iran21102003.shtml
[55] Das Dokument ist im Internet
veröffentlicht: www.iaea.org/NewsCenter/Focus/IaeaIran/eu_iran14112004.shtml
[56] Dafna Linzer, Iran Vows To Freeze
Nuclear Programs, Washington Post, 15. November 2005, S. A01
[57] Douglas Bakshian, Iran Says Talks
with the EU Must Pick Up To Reach Deal, Voice of America, 15. Februar 2005
[58] N.N., Iran will US Drohnen
abschießen, Spiegel-Online, 16.2.2005, www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,341999,00.html
[59] Zit. n.: Bahman Nirumand (Hg.),
Iran-Report, Nr. 12/2004, Heinrich Böll Stiftung, Berlin, S. 13, www.boell.de/downloads/presse/iran-report122004.pdf
[60] David Gollust, Rice Urges European
Firmness on Nuclear Talks with Iran, Voice of America, 9. Februar 2005, www.voanews.com/english/2005-02-09-voa83.cfm
[61] Golnaz Esfandiari, Iran: Tehran´s
Rejection Of EU Offer Signals Difficulty Of Talks, Radio Free Europe/Radio Liberty, 14.
Februar 2005
[62] Knut Mellenthin, Droht
"Präventivschlag" gegen Irans Atomanlagen? Junge Welt, 23. September 2004, http://www.jungewelt.de/2004/09-23/005.php
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