Wehrhafter Adler
Obwohl es in den USA die Raketenabwehr für Flugzeuge gibt, beginnt die EU erst mit
der Entwicklung - zur Freude der Industrie
von Susanne Härpfer
In Los Angeles sind zwei asiatischstämmige Kalifornier angeklagt worden, weil sie drei
Bodenluftraketen in die USA schmuggeln wollten, um damit Flugzeuge abzuschießen. Das FBI
hatte von dem Plan Wind bekommen und in einer Geheim-Operation (Codename: "Rauchender
Drache") ein Geschäft mit den beiden Männern abgewickelt, um sie zu überführen.
Seit langem schon schließen Experten terroristische Angriffe auf Passagiermaschinen
nicht aus. Deshalb entscheidet zurzeit die Europäische Kommission über 13
Entwicklungsprojekte, die der Abwehr von Anschlägen dienen sollen. Darunter das Projekt
"Palma". Es steht für "Protection of airliners against manpads
attacks", was übersetzt bedeutet: Schutz von Flugzeugen vor schultergestützten
Flugabwehrraketen. Bei Militärmaschinen sind solche Abwehrsysteme längst Standard. Wie
man auch Ziviljets umrüsten könnte, testen bereits die Firmen Northrop Grumman und BAE
Systems im Auftrag der US-Regierung.
In den USA werden bereits 15 Entwicklungsprojekte für Schutzsysteme sowohl für
militärische als auch für zivile Flugzeuge vom Joint Aircraft Survivability Program
Office (Jaspo) finanziert. Jaspo koordiniert die unterschiedlichen
Forschungsanstrengungen. Es soll verhindert werden, dass denselben Fragen mehrfach
nachgegangen wird.
In Europa hingegen werden zunächst einmal 15 Millionen Euro für die Definition
technischer Lösungen ausgegeben. Vergleichende Tests werden mit dem Geld nicht
finanziert. Ein Gremium wird die Europäische Kommission beraten, wer mit dem Eurosegen
aus Steuermitteln bedacht werden soll. Die Mitglieder dieser Jury gehören jedoch
ausgerechnet zu den Interessenten, die von dem Projekt profitieren würden. Für
Deutschland sind dies die EADS Deutschland GmbH, Diehl VA Systeme Siemens AG, das
Bundeskriminalamt und die Fraunhofer-Gesellschaft.
Hinzu kommt, dass eine Studie, ähnlich der, die nun angestrebt wird, bereits von der
Nato Industrial Advisory Group (Niag) unter Beteiligung des Bundesverbands der Deutschen
Industrie (BDI) erstellt worden ist. Die Firma Lufthansa Technik bietet außerdem
gemeinsam mit EADS an, Privat- und Regierungsmaschinen mit Raketenblendern auszustatten.
Lufthansa will offenbar vermeiden, sich künftig von der amerikanischen Rüstungsfirma
Raytheon beschützen lassen zu müssen. Die US-Amerikaner entwickeln derzeit das Projekt
"Wehrhafter Adler" zum Flugzeugschutz.
Der Konzern kennt sich mit der Problematik aus, denn er entwickelt selbst Raketen. Die
Firma schlägt vor, Infrarotsensoren rund um Flughäfen zu installieren. Spüren die
Sensoren Luftabwehrraketen auf, sollen Hochenergiemikrowellen deren Elektronik zerstören.
Das Unternehmen bietet auch das System "Safe Flight" an, das an Bord von
Flugzeugen installiert werden kann. Meldet ein Sensor "Rakete im Anmarsch",
lässt es Scheiben mit einer chemischen Beschichtung auf den Angreifer regnen, der
abgelenkt wird.
Susanne Härpfer ist frei Fernsehjournalistin.
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