Rüstungsdeal mit Saudi-Arabien
Leopard-Export fällt aus
Otfried Nassauer
Seit 2011 sorgt der
von Schwarz-Gelb genehmigte Verkauf von Panzern an Saudi-Arabien
für Ärger. Jetzt scheint er an der SPD zu scheitern.
Nicht genehmigt: Saudi-Arabien wollte auch mit Leopard-2-Panzern durch
den Sand fahren.
Der Leopard liegt an der Kette. Der angedachte Export von
Leopard-2-Panzern nach Saudi-Arabien werde nicht genehmigt. Das habe
der zuständige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
klargestellt, berichtet Bild am Sonntag. Auch der Umweg über
Spanien fällt offenbar aus: Dort werden ältere
Versionen des Panzers gefertigt.
Spanien habe sich zwar im März mit Saudi-Arabien geeinigt,
zunächst 150 Panzer der modernsten Version, Leopard 2A7,
für das arabische Land zu bauen. Insgesamt sei Saudi-Arabien
bereit, rund 18 Milliarden Euro für den Kauf und den Betrieb
von bis 800 Kampfpanzern auszugeben. Diesem Geschäft drohe
aber jetzt das endgültige Aus, da die erforderlichen deutschen
Genehmigungen nicht erteilt werden sollen.
Ist die Meldung korrekt, so handelt es sich auch um einen Erfolg
deutscher Rüstungsexportgegner. „Legt den Leo an die
Kette!“, so lautet seit zwei Jahren ein Slogan der
„Aktion Aufschrei – Waffenhandel“, die
den Panzerexport in das autoritär regierte Land, das die
Menschenrechte gering achtet und als Förderer radikaler
sunnitischer Islamisten auftritt, bekämpft hat.
Saudi-Arabien ist seit mehr als 30 Jahren an Panzern des Typs Leopard 2
interessiert. Immer wieder scheiterte das autoritär regierte
Königreich aber daran, dass Deutschland den Export von
gepanzerten Kampffahrzeugen auf die Arabische Halbinsel
grundsätzlich nicht genehmigte.
Gewaltiges Geschäft mit langer Laufzeit
Die Trendwende kam im Jahr 2008. Damals beantwortete die
Große Koalition eine Voranfrage nach einer Lieferung von
Panzern und Haubitzen nach Katar, ebenfalls auf der Arabischen
Halbinsel, mit „grünem Licht“. Deutsche
Firmen konnten sich um den Auftrag bewerben, künftig sollte
über solche Exporte im Einzelfall entschieden werden. Riad sah
seine Chance und wandte sich an Spanien. Dort werden Leopard-Panzer der
Version Leopard 2A5 als Leopard 2E in Lizenz gebaut.
Von Monarchie zu Monarchie machten die Saudis etwa 2010 ein
verlockendes Angebot: Spanien solle für Saudi-Arabien 200 bis
270 Leopard-Panzer in Lizenz bauen, liefern, warten und versorgen. Ein
gewaltiges Geschäft mit langer Laufzeit und viel
größerem Volumen als ein simpler Panzerkauf bei der
Industrie.
Ohne deutsche Zustimmung sowohl der Bundesregierung als auch des
Herstellers Krauss-Maffei Wegmann war das nicht zu realisieren. Spanien
benötigte eine deutsche Genehmigung für die Lieferung
selbst, es benötigte deutsche Teile für den Bau und
zusätzliche Lizenzen für die modernste Version.
Unterschiedliche Interessen verzögerten die Verhandlungen,
dann kam die Bundestagswahl. Die SPD hatte das Geschäft im
Wahlkampf abgelehnt und will es sich jetzt nicht erlauben, davon
abzurücken. Hat sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
durchgesetzt, so stellt sich die Frage, was der Preis dafür
ist.
Saudi-Arabien hat nicht nur Interesse an deutschen Leopard-Panzern
gezeigt, sondern auch an ABC-Abwehrfahrzeugen des Typs Dingo und
Transportpanzern des Typs Boxer. Interessiert beobachtet Riad zudem
auch die Entwicklung des Schützenpanzers Puma. In all diesen
Fällen dürfte die SPD darauf hingewiesen werden, dass
sie 2008 zugestimmt hat, im Einzelfall zu entscheiden.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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