Unfreiwilliger Sparbeitrag
Otfried Nassauer
Das Chaos bei der Beschaffung großer Waffensysteme für die
Bundeswehr sorgt bei Finanzminister Schäuble vorübergehend
für kleine Freuden. Für das Jahr 2013 standen der Bundeswehr
insgesamt 5,1 Milliarden Euro für die Beschaffung zur
Verfügung. Ein großer Teil davon, mit knapp 1,6 Milliarden
Euro mehr 30 Prozent der bereitgestellten Mittel, konnten im
vergangenen Jahr nicht abgerufen und ausgegeben werden.
Ursache waren technische Probleme, Lieferverzögerungen bei der
Industrie und erneute Programmrestrukturierungen bei Großvorhaben
wie dem Eurofighter, dem Schützenpanzer Puma, dem
Transportflugzeug A400M oder den Hubschraubern NH90 und Tiger. Von den
1,05 Milliarden Euro, die für den Eurofighter vorgesehen waren,
flossen beispielsweise nicht einmal 50 Millionen real ab. Und weil der
Schützenpanzer Puma nicht rechtzeitig serienreif wurde, blieben
weitere 122 Millionen unausgezahlt.
Obwohl das Verteidigungsministerium rund 300 Millionen Euro eilig noch
umwidmete, um die Entwicklungsausgaben für neue Waffen zu
verstärken, fand sich für deutlich mehr als eine Milliarde
Euro nicht mehr rechtzeitig ein neuer, zulässiger Verwendungszweck.
Während der Haushaltsdebatte in der vergangenen Woche gab
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Probleme
verklausuliert zu: "Wir sparen sozusagen heute für morgen aufgrund
der einmaligen Verzögerungen, die gestern stattgefunden haben."
Von der Leyen deutet das Problem an, das jetzt auf die Bundesregierung
zukommt: Die Einsparungen sind nur vorübergehender Natur. Die
Gelder werden jetzt ab 2016 fällig, müssen also erneut in den
Haushalt und die Finanzplanung eingestellt werden. Mit der Folge, dass
der Verteidigungshaushalt dann erhöht werden muss oder die Mittel
dem Ministerium an anderer Stelle fehlen.
ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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