Rot-grüne Rüstungslogik
Mit U-Booten für Israel wird ohne Not eine Atommacht gefördert
von Otfried Nassauer
Mit einer letzten Entscheidung sichert Rot-Grün Israel zwei neue Dolphin-U-Boote zu.
Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Israel gerne Nuklearwaffen auf U-Booten
stationieren würde oder sogar schon stationiert hat. Für Deutschland ruft das ernste
Probleme hervor: Wer auch nur den Anschein erweckt, Israel (oder anderen Nuklearmächten)
bei der Modernisierung seines nuklearen Potenzials zu helfen, macht keine glaubwürdige
Nichtverbreitungspolitik, sondern leistet eher Beihilfe zur Proliferation. Als Vermittler
im Streit um das iranische Atomprogramm hat sich Berlin einen Bärendienst erwiesen.
Bis zu 330 Millionen Euro der Kosten zahlt der deutsche Steuerzahler - etwa ein Drittel
der Gesamtsumme von einer Milliarde Euro. Die U-Boote werden den auch bei der Bundeswehr
gerade erst eingeführten Brennstoffzellenantrieb bekommen. Sie können weiter fahren,
länger tauchen und sind schwerer zu entdecken als andere, konventionelle U-Boote. Israel
ermöglichen sie es, endlich auch regelmäßig in der Arabischen See und im Indischen
Ozean zu patrouillieren. Dort sieht Israel die Bedrohungen seiner Zukunft: Pakistan,
Saudi-Arabien und vor allem Iran. Länder, gegenüber denen man sich alle militärischen
Optionen offen halten will. Konventionell und atomar.
In der Rüstungsexportpolitik öffnet das Geschäft Schleusen. Wer modernste U-Boote
liefert, genehmigt auch den Export vieler High-Tech- und Rüstungskomponenten. Es
entstehen Präzedenzfälle, auf die sich in Zukunft Firmen, die Ähnliches exportieren
wollen, berufen können.
Eine Überraschung ist die Entscheidung nicht. Rot-Grün liefert last minute auch der
Türkei 298 gebrauchte Leopard-2-Panzer. Zur Erinnerung: Ein einziger Panzer für die
Türkei war es 1999, der zum Symbol für den großen Streit um neue rot-grüne
Rüstungsexportrichtlinien wurde. Sechs Jahre später von Streit keine Spur. Im
schwarz-roten Koalitionsvertrag heißt es: "Wir halten an den derzeit geltenden
Rüstungsexportbestimmungen fest." Deutlicher kann man den Grünen nicht
bescheinigen, dass CDU/CSU und Industrie mit der rot-grünen Rüstungsexportpolitik gut
leben konnten.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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