TAZ
22. Mai 2013


Drohnen im zivilen Luftraum
CHAOS Die komplexe Struktur am Himmel

Otfried Nassauer


Seit Beginn des Jahrtausends verfolgt die Bundeswehr die Absicht, ihre Abhör- und Aufklärungsflugzeuge vom Typ Breguet Atlantique durch leistungsfähigere, hochfliegende Aufklärungsdrohnen vom Typ Euro Hawk zu ersetzen. Von Anbeginn an war klar, dass für solche Drohnen eine Zulassung nach zivilen Standards erforderlich sein würde. Bewusst war man sich auch, dass viele Probleme und Regelungsfragen zum ersten Mal gelöst werden müssten, weil es für die Integration unbemannter Fluggeräte in zivil und militärisch genutzten Luftraum bislang noch gar keine Regeln gab.

Technische und juristische Probleme, aber lösbar, so damals die weit verbreitete Annahme. Und zugleich ein gravierender Irrtum. Denn etwa zur gleichen Zeit begann die Europäische Union, Konsequenzen aus der Erkenntnis zu ziehen, dass dem rasch wachsenden Luftverkehr nur noch mittels einer neuen, vereinfachten Organisation des Luftraums Herr zu werden war. Ein einheitlicher europäischer Luftraum sollte die ehemals 41 nationalen Flugsicherungen und 27 Flugsicherungssysteme ersetzen.

Eine Expertengruppe machte 2001 erste Vorschläge. Man einigte sich auf einen Masterplan: In einer Definitionsphase (2005-2008) sollten zunächst die Anforderungen an das neue System geklärt werden. In einer Entwicklungsphase (2008-2013) wären die notwendigen konkreten Umsetzungsschritte festzulegen. Und in der Umsetzungsphase von 2014 bis 2020 sollten das Konzept des einheitlichen europäischen Luftraums und die zugehörige technische Umsetzung des Luftverkehrsmanagements im Rahmen des Projekts Sesar verwirklicht werden.

Je weiter dieses Projekt sich konkretisierte, desto klarer wurde, dass mit ihm viele neue Standards und Rahmenbedingungen entstehen, die auch bei der Integration von Drohnen berücksichtigt werden müssen und die Anforderungen an diese Aufgabe verändern. An der Integration von Drohnen und den dazu nötigen technischen Lösungen kann erst erfolgversprechend gearbeitet werden, wenn das Konzept des einheitlichen europäischen Luftraums nicht ständig weiter variiert beziehungsweise angepasst wird. Das wird wohl frühestens im nächsten Jahrzehnt der Fall sein.


ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS