Pakistan vor turbulenten Zeiten
von Otfried Nassauer
Pervez Musharraf, dem General und Präsidenten Pakistans, stehen unruhige Zeiten bevor.
Das Parlament wir neu gewählt und Musharraf möchte erneut Präsident werden. Doch auch
Pakistans alte Elite drängt wieder zur Macht. Die im Exil lebenden Führer, Nawaz Sharif
und Benazir Bhutto, wollen zurück und kandidieren. Musharraf soll den Befehl über die
Armee abgeben, will er Präsident bleiben. Doch der Oberbefehl über die Armee ist für
ihn eine wichtige Garantie, um sich konservativ-islamistischer Gegner in Gesellschaft,
Militär und Geheimdienst erwehren zu können. Diese haben zwar keine Chance, selbst
mehrheitsfähig zu werden. Doch sie sind stark genug, um Anschläge auszuführen und
Musharraf wirksam seine enge Bindung an die USA vorzuwerfen.
Für die USA ist Musharraf ein enger aber auch teurer Verbündeter im "Krieg gegen
den Terror". Die finanzielle und militärische Unterstützung für Pakistan wurde
massiv ausgebaut. Doch die Ergebnisse sind durchwachsen. Pakistan kann die Stammesgebiete
an der Grenze zu Afghanistan nicht wirksam kontrollieren. Die Taliban finden dort
Rückzugsgebiete, in denen sie rekrutieren und ausbilden können. Beiderseits der Grenze
leben zumeist Paschtunen. Washington will, dass Musharraf, dort militärisch offensiver
vorgeht. Es möchte, dass Pakistan offiziell zulässt, was insgeheim bereits praktiziert
wird: Grenzübergreifende militärische Operationen zu Lande und aus der Luft. Zivile
Kollateralschäden inbegriffen. Für Musharraf ist beides desaströs. Er kann weder Krieg
im eigenen Land führen noch zulassen, dass Washington seinen "Krieg gegen den
Terror" auf Pakistan ausdehnt. Beides kann sein Land zerreissen.

ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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