"Es ging um Signale an die Amerikaner"
Interview mit Otfried Nassauer
Der BND hat den Einsatz eines Verbindungsagenten bei der US-Armee während des
Irakkriegs bestätigt. Könnte dieser für die USA Informationen gesammelt haben?
Diesen Verbindungsoffizier in Katar gab es. Er trug wohl den Tarnnamen
Gardist, nahm offiziell 33 Aufklärungsersuchen der USA entgegen und leitete
sie zur Erledigung weiter. Wenn er Ergebnisse bekam, dann hatten entweder BND oder
Verteidigungsministerium bereits zugestimmt, diese an die USA weiterzugeben.
Welches Interesse hatte die frühere Bundesregierung daran?
Es lag im Interesse der damaligen Bundesregierung, den Amerikanern zu signalisieren, dass
nicht alle Arten der geheimdienstlichen Zusammenarbeit eingestellt werden sollten, auch
wenn sich die Deutschen nicht am Irakkrieg beteiligen wollten. Um das zu demonstrieren,
bietet sich geheimdienstliche Kooperation an, weil sie ja geheim bleiben soll. Da sagt man
dann: Wir werden zwar keine militärische Spionage für die Amerikaner betreiben, wissen
aber sehr wohl, dass die Amerikaner im Bereich der Agentenspionage im Irak relativ schwach
sind, während die Deutschen gute Verbindungen haben.
Woran lag es denn, dass der BND offenbar im Irak eine Schlüsselrolle spielte?
Der Nahe und Mittlere Osten ist für die deutschen Geheimdienste eines der Gebiete, in dem
sie seit Jahrzehnten aktiv sind. Das gilt nicht nur für den Irak, sondern auch für Iran
und Syrien.
Vor wenigen Tagen wurde ein angeblicher Verteidigungsplan Saddam Husseins
veröffentlicht. Glauben Sie, dass dieser über deutsche Stellen an die Amerikaner
gelangte?
Ich halte das für gut möglich. Die entscheidende Frage lautet dabei aber, ob BND oder
Verteidgungsministerium diese Information gebilligt haben.
Glauben Sie, der Vorwurf ist berechtigt, dass die Bundesregierung nicht genügend
aufklärt?
Dieser Vorwurf ist berechtigt, würde aber gegen jede Regierung jedes Landes zutreffen,
wenn sie eigene Geheimdiensttätigkeiten aufklären soll. Denn Regierungen haben kein
Interesse daran, die Arbeit ihrer Geheimdienste offen zu legen.
Das Gespräch führte Fabian Leber
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
|