Deutsche Landminen - Eine Bestandsaufnahme Otfried Nassauer und Thomas Küchenmeister
Sie wollen wissen, über welche Landminentypen oder Verlegemittel die Bundeswehr verfügt? Sie fragen sich wieviele Minen in Bundeswehrdepots lagern oder welche Technik in den deutschen Minen realisiert ist? Sie interessieren sich dafür, wer diese Minen herstellt oder Komponenten zuliefert? Sie fragen sich, wieviel Steuergelder für die Minen und Minenverlegesysteme der Bundeswehr aufgewendet wurden? Oder wann diese Waffen bei der Bundeswehr eingeführt wurden und an wen sie noch geliefert wurden? Dann haben sie sich in ein Minenfeld gewagt. Offiziell ist nämlich kaum etwas offiziell. Die Suche nach verläßlichen, öffentlich zugänglichen oder gar regierungsamtlichen Informationen über Landminen, Bundeswehrbestände an Landminen, Verlegesysteme oder deren Produzenten und Unterauftragnehmer ist etwa so mühsam und vielleicht fast so tückisch wie die Räumung eines Minenfeldes. Eine zusammenfassende Darstellung - erhältlich in der Bibliothek um die Ecke oder in der Zentralbibliothek der Bundeswehr - gibt es nämlich nicht. In Bundeswehr-Weißbüchern, öffentlichen Angaben zum Verteidigungshaushalt oder Bundestagsdrucksachen fanden sich bis Ende 1994 kaum oder gar keine Aussagen. Daten, Zahlen und Fakten sind gut versteckt und fast so schwer zu finden wie eine "verdeckt", das heißt vergraben verlegte Mine. Und die Friedensforschung? Helfen Untersuchungen von kritischen Analytikern militärischen Planens, Denkens und Handelns nicht weiter? Auch hier: weitgehend Fehlanzeige. Landminen sind zwar seit Ende des Zweiten Weltkrieges für den Tod und die Verstümmelung von weit mehr Menschen verantwortlich als Atomwaffen - doch der Umfang der Zerstörung und Vernichtung menschlichen Lebens und der Umfang und Informationsgehalt der verfügbaren analytischen Literatur - so könnte man zynisch anmerken - stehen in etwa umgekehrt proportionalem Verhältnis zueinander. Die Aufarbeitung der "Massenvernichtung in slow motion", des "Tötens nach dem Krieg" ist bis vor ein oder zwei Jahren weitgehend unterblieben. Dem "Arms Project" der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in den USA und einer internationalen Kampagne von Nichtregierungsorganisationen gegen Landminen ist es zu verdanken, daß 1993 erstmals ein kritischer, wissenschaftlich recherchierter Überblick über die Landminenproblematik veröffentlicht wurde. "Landmines - A Deadly Legacy" heißt die verdienstvolle Publikation (Arms Project, 1993), die an einem konkreten Waffensystem - den Landminen - aufzeigt, daß Kleinwaffen, die Hauptwaffensysteme von Bürgerkriegen und Regionalkonflikten sind, und eben nicht Atomwaffen, Panzer, Kampfflugzeuge und Fregatten oder Flugzeugträger. Im Gegensatz zu den Symbolen und Accessoires des Kalten Krieges zählen diese Waffen nicht nach Hunderten oder Tausenden, sondern nach Hunderttausenden und Millionen. Sie werden von keiner öffentlich zugänglichen Rüstungsexportstatistik erfaßt, sind der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weitgehend entzogen und wissenschaftlich kaum kritisch beleuchtet worden. Und doch töten und verstümmeln sie täglich. Während der heißen Phasen von Kriegen und - am Beispiel der Landminen überdeutlich - oft noch Jahre und Jahrzehnte danach. Die Opfer sind meist unterschiedslos Soldaten und Zivilisten, Kämpfer und Kinder. Landminen verhindern den Wiederaufbau in ehemaligen Kriegsgebieten, stellen ein nachhaltiges Entwicklungshindernis dar (Roberts, Williams, 1995). Allerdings - und dies sei selbstkritisch angemerkt - findet solches Grauen zumeist jenseits unserer geographischen Aufmerksamkeitsreichweite statt, in weit entfernten Ländern auf der Südhalbkugel dieser Erde; in jenen Kriegen und Konflikten Asiens oder Afrikas, die uns erst nach dem Ende unserer europäischen Angst vor dem atomaren "Schlachtfeld Europa" wieder deutlicher zu Bewußtsein gelangen. Dies geschieht just in jenem Moment, in dem der "Heiße Krieg" - via Bosnien und die Diskussion über "out-of-area"-Einsätze der Bundeswehr - mit all seiner Grausamkeit nach Europa und in unser Bewußtsein zurückkehrt. Diese Studie versucht, Licht in die eingangs gestellten Fragen zu bringen. Sie trägt Fakten über die Produktion von Landminen und Landminenverlegesystemen in der Bundesrepublik zusammen. Sie versucht, die Bestände der Bundeswehr zu eruieren, deren Beschaffungskosten zu untersuchen und die Produzenten von Landminentechnologie in unserem Land ausfindig zu machen. Sie versucht, einen Überblick zu geben, verfügbare Details wie bei einem Puzzle zu einem Mosaik zusammenzufügen und muß doch damit leben, daß sich letztlich lediglich ein immer noch unvollständiges Bild ergibt. Viele neue Informationen konnten gesammelt werden. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist erstes, ziemlich aussagekräftiges Bild. Manche wünschenswerte Information ist aber trotzdem weiterhin nicht verfügbar, z.B. weil sie der Geheimhaltung unterliegt. Die Autoren haben sich bemüht, mit Sorgfalt vorzugehen. Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, daß ihnen Fehler unterlaufen sind. Korrekturen und ergänzende Informationen werden gerne entgegengenommen. Diese Arbeit beschränkt sich auf eine Untersuchung der Problematik am Beispiel der Landminen und Minenverlegesysteme, die in den alten Bundesländern entwickelt und hergestellt wurden und auf Entscheidungen, die unter der Verantwortung der Bundesregierung nach der Wiedervereinigung getroffen wurden. Dazu führten drei Gründe: Zum einen spielt die Landminenausstattung der aufgelösten NVA und die Landminenproduktion in der DDR im Hinblick auf die Bundeswehr keine große Rolle. Zum zweiten hätte eine Untersuchung der Landminenherstellung in der DDR und der damit befaßten Industrie kaum Daten und Informationen erbracht, die im Rahmen dieser Studie als sinnvolle Ergänzung dienen könnten. Und zum Dritten gibt es einen Bereich, in dem eine gesonderte Untersuchung der DDR-Geschichte lohnt - den Export von Landminen aus der DDR. Minen "Made in GDR" sind von Minenräumern an vielen Orten gefunden worden. Nach einer ersten Durchsicht der Quellenlage beabsichtigen die Autoren derzeit, zu diesem Komplex eine eigenständige Untersuchung zu erarbeiten.
Die Bundeswehr hat keine Geschichte oder Faktensammlung zu ihrer Ausstattung mit Landminen (d.h. Schützenminen, Panzerabwehrminen, Streuminen oder Mehrzweckminen) und deren Verlegesystemen veröffentlicht. Die deutschen Rüstungsfirmen werben zwar gerne in Fachzeitschriften für ihre Produkte, nicht aber durch Offenheit, wenn es darum geht, detaillierte Informationen öffentlich zur Verfügung zu stellen. Dynamit Nobel ist zwar laut Eigenwerbung "Bei Minen die erste Adresse", bei öffentlich zugänglichen Informationen aber kaum auskunftsbereiter als andere Minenhersteller in der Bundesrepublik. Diese Erfahrung wiederholt sich für die Forschung seit Jahrzehnten; sie wiederholte sich auch für die Autoren bei telefonischen und schriftlichen Auskunftsersuchen im Rahmen der Vorarbeiten zu dieser Studie. Wochenlanges Warten, mehrfache Nachfragen, um überhaupt eine Antwort zu bekommen, trickreiche, verschlüsselte Antworten, wenn überhaupt - und oft: Pressesprecher als Presseabwehroffiziere der Industrie. Selbst dann, wenn das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundes-verteidigungsministerium - wie bereits des öfteren geschehen - wissenschaftliche Unter-suchungen über die Lage der wehrtechnische Industrie in der Bundesrepublik in Auftrag geben, reagieren Rüstungsunternehmen äußerst zurückhaltend. Als beispielsweise das IFO-Institut für Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit der damals noch weitgehend bundeseigenen Industrie-Anlagen Betriebsgesellschaft (IABG) in den Jahren 1988 bis 1990 seitens der genannten Ministerien mit zwei parallelen umfänglichen Studien zur Situation der Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik beauftragt wurde, und mit der Zusage von Vertraulichkeit bei der Industrie um Hilfe und Auskunft bat, konnten die Autoren bei der Abfassung ihres Schlußberichtes nicht umhin, zurückhaltend Kritik zu üben: Von 38 Unternehmen, die um ausführliche Interviews gebeten wurden, waren sieben lediglich zu schriftlichen Stellungnahmen zu Teilaspekten bereit und viele der letztendlich erfolgten 27 Interviews fanden erst nach etlichen Monaten statt. Von 114 schriftlich zusätzlich um Auskunft gebetenen weiteren Unternehmen reagierten nur 29 mit verwertbaren Informationen (Berger, 1991, S.10-14). Ein schwacher Trost mag den IFO-Autoren jene Passage in ihrem Bericht gewesen sein, in dem sie darlegen, daß es auch dem Hauptauftraggeber der deutschen Rüstungsindustrie, dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz, oft nicht besser ergeht: Als das BWB von seinen "Generalunternehmern" oder "Systemführern", also den Hauptauftragnehmern in Erfahrung bringen wollte, welche Unterauftragnehmer sie in der ersten Stufe, also direkt als Zulieferer beschäftigen, mußte es eine wichtige Erfahrung machen: "Die Unternehmen haben sich zu einem sehr großen Teil geweigert, solche Angaben zu Unterauftragnehmern zu machen". Lediglich bei Verträgen, bei denen Preisprüfung auch bei den Unterauftragnehmern vereinbart sei, rund 500 Fälle, seien die Unterauftragnehmer dem BWB bekannt. 500 Projekte von rund 40.000 Aufträgen jährlich, die das BWB vergibt (Berger, 1991, S.103). Was tun, wenn man trotzdem Informationen über Landminenproduktion in der Bundesrepublik gewinnen will? Für Fakten über die Entwicklung und Produktion von Landminen und Minenverlegesystemen in der Bundesrepublik lohnt der Blick auf die Bundeswehr. Auch sie beschafft ihre Waffen, wo immer es geht, im eigenen Land und stützt damit die Existenz einer rüstungsindustriellen Basis im Inland, auf die sie sich bei einem Einsatz - ob im Rahmen der Landesverteidigung der Bundesrepublik, im Rahmen der "erweiterten Landesverteidigung", also eines anderen NATO-Staates oder ob im Rahmen einer Operation außerhalb des NATO-Rahmens - gegebenenfalls stützen kann. Diese Studie fußt auf anderen Quellen. Sie geht auf eine sorgfältige Auswertung von Fachbüchern, Fachzeitschriften und offiziösen Insider-Quellen zurück. Die dort gemachten Angaben sind miteinander verglichen, auf Plausibilität geprüft und - selbst in diesen Quellen gibt es eine Fülle von Tretminen, sprich fehlerhaften bzw. widersprüchlichen Informationen - nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt worden. Sollten uns dabei Fehler unterlaufen sein, so tragen allein die Autoren dafür die Verantwortung und bitten um Korrektur, Ergänzung oder jede Art anderweitig nützlicher Hinweise. Aus unserer Sicht als besonders hilfreiche Quelle im Hinblick auf Beschaffungsplanungen der Bundeswehr und viele Einzeldaten zu den für diese Studie gesuchten Daten erwies sich Griephan's seit 1964 erscheinender "Wehrdienst", ein wöchentlicher, vier- bis sechsseitiger "Wirtschaftsdienst zum Geschäft mit dem Staat", dessen Spezialität es zu sein scheint, interne Unterlagen des Bundesministeriums der Verteidigung, des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, Vorlagen des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesverteidigungsministeriums auch dann fast wörtlich abzudrucken, wenn diese Verschlußsachen sind oder gar - in Einzelfällen - dem Geheimschutz unterliegen. Viele Daten und Datenreihen entstammen dieser Quelle. Allerdings - so muß angemerkt werden - gilt das vorbehaltlos nur für die Zeit bis zum Sommer 1993. Mit der Abgabe der redaktionellen Verantwortung für den "Wehrdienst" und der Übergabe der verlegerischen Verantwortung an den Mönch-Verlag, beginnt der "Wehrdienst" etliches von seiner gewohnten Konsistenz, Zuverlässigkeit und vor allem der Kontinuierlichkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu verlieren. Als ebenfalls weitgehend zuverlässig und korrekt haben sich auch viele Aufsätze von Mitarbeitern des BMVg in Zeitschriften erwiesen, die mit personeller, finanzieller oder redaktioneller Unterstützung der Hardthöhe erscheinen und mit einem Großteil ihrer Auflage zur Information von Soldaten und Reservisten der Bundeswehr bestimmt sind. "Soldat und Technik", "Wehrausbildung", "Truppenpraxis" oder "Kampftruppen" fußen in ihrer Berichterstattung oft oder weitgehend auf internem Behördenwissen und stellen vor allem technische, weniger dagegen wirtschaftlich oder finanziell relevante Informationen auch einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung. Die stärker von Informationen aus der Rüstungswirtschaft geprägten Zeitschriften des Mönch-Verlages, vor allem "Wehrtechnik" und die englischsprachige "Military Technology" ergänzen vielfach einzelne bedeutsame technische und rüstungswirtschaftliche Informationen oder technologische Vergleichsinformationen aus anderen Ländern. Natürlich wurden zudem in Fachbüchern, Publikationen von Mitarbeitern und Ehemaligen aus dem Bundesverteidigungsministerium und in internationalen Nachschlagewerken viele nützliche und ergänzende Informationen gefunden. Der Vielzahl weit auseinanderliegender Quellen und dem Mangel an diese auswertender Überblicksliteratur dagegen ist es geschuldet, daß die Darstellung und Begründung unserer Ergebnisse sich nicht immer ganz einfach halten ließ. Zwecks besserer Lesbarkeit findet deshalb in dieser Studie eine "doppeltes Literaturverweissystem" Anwedung. Einfache Quellenbelege und Literaturverweise erscheinen in Klammern im Fließtext, die zugehörigen genauen Literaturangaben lassen sich der Bibliographie im Anhang entnehmen. Lediglich inhaltliche Aussagen und Zusatzinformationen werden in traditioneller Fußnotenform dargestellt. Wir hoffen, daß dies der Lesbarkeit dieser Studie genutzt hat.
1. Nachgezählt - Eine Bestandsaufnahme Landminen bei der Bundeswehr Eine Gretchenfrage: Welche Waffe wurde am häufigsten für die Bundeswehr beschafft? Welche Waffe liegt in den größten Stückzahlen in den Depots der deutschen Armee? Pistolen? Gewehre? Panzerfäuste? Die Antwort mag überraschen oder auch nicht. Alles falsch: Die meistbeschaffte Waffe der Bundeswehr sind Landminen. Deutlich mehr als sieben Millionen Landminen, wahrscheinlich sogar fast acht Millionen, wurden seit der Aufstellung der Bundeswehr 1956 für die Streitkräfte der Bundesrepublik beschafft. Zum Vergleich: Die Summe aller Gewehre, Pistolen und anderen Handfeuerwaffen in den Depots der Bundeswehr dürfte zusammengenommen nicht einmal halb so groß sein. Wer sich zu Beginn des Jahres 1994 der Mühe unterzogen hätte, die Landminenbestände in den Depots der Bundeswehr nachzuzählen, der hätte noch fast 4 Millionen Landminen vorgefunden; heute sind es - nach Aussonderung von politisch umstrittenen und militärisch veralteten Altbeständen "metalloser Billigminen" - noch immer mehr als zwei Millionen Minen. Über Landminen verfügt die Bundeswehr seit 1958. Bereits Mitte der sechziger Jahre lagern in den bundesdeutschen Depots wieder mehr als sechs Millionen Minen. Dabei handelt es sich - Landminen werden nach dem Ziel unterschieden, das sie zerstören sollen - um Anti-Personenminen (AP-Minen), die bei der Bundeswehr als Schützenabwehrminen bezeichnet werden und um Anti-Panzerminen (AT-Minen), gemeinhin als Panzerminen oder Panzerabwehrminen bezeichnet. Diese Minen der Bundeswehrfrühzeit werden als Munition für die Pioniere eingelagert; andere Truppenteile haben nur in Ausnahmefällen mit der Verlegung von Minen zu tun. Das Verlegen von Minensperren ist zeitaufwendige Handarbeit für Spezialisten. Erst gegen Ende der siebziger Jahre - Landminen können jetzt mit Artillerieraketen verschossen werden - wird die Landmine auch bei der Bundeswehr zu einer Standardmunition in den Raketenwerfereinheiten. Mit den achtziger Jahren gewinnt die mechanische Verlegung ebenso wie die Fernverlegung von Minen immer mehr an Bedeutung. Die Pioniere erhalten mechanische Minenverlegesysteme, die Minenverlegungsmöglichkeiten der Raketenartillerie werden umfassend ausgebaut und erstmals erhält die Luftwaffe Landminen als Bewaffnung für die deutschen Tornado-Jagdbomber. Flexibel, schnell und unabhängig vom Kampfgeschehen Minensperren überall dort anlegen zu können, wo man sie für erforderlich hält - darin besteht das Ziel. Dies setzt voraus, daß Verlegesysteme benötigt werden, die Minensperren in Frontnähe oder hinter den gegnerischen Linien anlegen können, dort, wo ein Einsatz von Pionieren kaum, nicht schnell genug oder gar nicht möglich ist. Will man also wissen, über welche Minen- und Minenverlegesysteme die Bundeswehr verfügt und in welchem Umfang diese beschafft wurden, so muß man die Bestände von Heer und Luftwaffe genauer betrachten. Beim Heer wird die Aufgabe des Minenverlegens traditionell von den Pionieren wahrgenommen, zu deren Kampfunterstützungsaufgaben das Verlegen von Minensperren per Hand, mit mechanischen Minenverlegern (MiVS 85) und mit dem Minenwurfsystem Skorpion gehört. Dafür stehen bzw. standen den Pionieren die Antipersonen-Minen mit den Bezeichnungen DM-11, DM-31 und DM-51, sowie die Panzerabwehrminen der Typen DM-11, DM-21 und DM-31 sowie die AT-2 (für Skorpion) zur Verfügung. Die Einführung einer neuen Panzerabwehrmine, der Panzerabwehrrichtmine 1 (PARM-1), war in den vergangenen Jahren immer wieder vorgesehen, wurde aber bislang aus Kostengründen nicht realisiert. Neben den Pionieren kann die Raketenartillerie des Heeres Panzerabwehrminen auf größere Entfernungen verschießen und somit Minensperren auf Distanz verlegen. Dazu verfügt sie über die Minenraketen AT-2 für die Mehrfahraketenwerfer MARS und LARS. Von 1978 bis 1992 war außerdem eine Minenrakete mit AT-1 Minen für den Raketenwerfer LARS im Bestand der Bundeswehr. Die Luftwaffe verfügt gegenwärtig über nur ein System zur Verlegung von Landminen, einen Submunitionsdispenser, die Mehrzweckwaffe MW-1. Der Dispenser ist eine Standardbewaffnung für den Jagdbomber Tornado. Mit diesem Ausstoßbehälter können verschiedene Submunitionen in verschiedenen Mischungen verlegt werden, unter den Submunitionen sind u.a. die Minen MIFF und MUSPA, von denen die Bundesluftwaffe zwischen 1984 und 1994 - integriert in die MW-1 - bislang über 200.000 Stück beschafft hat. Bei einer dritten Submunition, MUSA genannt, sind Bundeswehr und Rüstungsindustrie sich nicht einig, ob diese als Mine oder als Munition zu bewerten ist. Die Submunitionen MUSA und MUSPA sind gegen verschiedenartige Ziele, MUSPA z.B. unter anderem gegen startende Flugzeuge, einsetzbar. Sie durchbrechen damit die lange Jahre gültige Aufteilung aller Landminen in Anti-Personenminen und Panzerabwehrminen. In Tabelle 1 wird zusammenfassend der gegenwärtige Kenntnisstand über die Landminen- und Landminenverlegesystem-Bestände der Bundeswehr dargestellt. Quellennachweise enthält die ausführliche Darstellung in Kapitel 2.
Minen und Minenverlegesysteme im Bundeswehrbestand 1994/95 Tabelle 1:
*Schätzung/Berechnungen der Autoren ** Hinweise
existieren auch, daß etwas
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