Weitere Deutsche Nuklearwaffenträger für Israel? - Die
Dolphin-U-Boote
von Otfried Nassauer und Christopher Steinmetz
Neues U-Boot Geschäft mit Israel!
Deutschland wird Israel zwei weitere Dolphin-U-Boote liefern, diesmal mit
dem neuartigen aussenluft-unabhängigen Brennstoffzellen-Antrieb. Dies meldeten am
Wochenende Der Spiegel und Focus. Der Vertrag über die
zusätzlichen Boote soll am Montag, also einen Tag vor der Wahl einer neuen Kanzlerin auf
Staatssekretärsebene (BMVg und AA) unterzeichnet werden. Die Zustimmung des
Bundessicherheitsrates liegt vor . Auch Außenminister Fischer habe der Lieferung
zugestimmt.. Das Geschäft sei mit der künftigen Kanzlerin, Angela Merkel und ihrem
designierten Verteidigungsminister, Franz Josef Jung, abgestimmt.
Mit einer Milliarde uro werden die beiden zusätzlichen U-Boote mehr
als doppelt so teurer kalkuliert wie jene, die Israel 1999 und 2000 erhielt. Ein Drittel,
bis zu 330 Millionen uro, sollen nicht aus dem Einzelplan 14 des deutschen
Verteidigungsministeriums getragen werden, sondern aus dem Einzelplan 60 des
Finanzministeriums. Durch das Geschäft erhält das Verteidigungsministerium die
Möglichkeit, das geplante, zweite Los des U-Boot-Typs U-212 für die Bundesmarine zu
verschieben, weil die Bauwerft HDW-Kiel nun länger ausgelastet sein wird.
Israel will die restlichen zwei Drittel beisteuern zu einem großen Teil durch
Zulieferungen an die Bundeswehr. So wird das Hauptproblem Jerusalems umgangen, die
Verfügbarkeit frei konvertierbarer Währungen. [Hinweis 1]
Israel bemüht sich seit etwa drei Jahren intensiv um zusätzliche U-Boote
vom Typ Dolphin. Lange war dieses Bemühen aber an der Finanzierungsfrage gescheitert.
Deutschland war ursprünglich nicht bereit, erneut Mittel aus dem Verteidigungshaushalt
bereit zu stellen (s.u.).
Aus Jerusalemer Sicht wäre es vorteilhaft, im oder am Roten Meer eine
zweite U-Boot-Flottille für Operationen in der Arabischen See und im Indischen Ozean
aufbauen zu können. Regelmäßige Patrouillen in diesen Seegebieten würden Israel neue
militärische Optionen gegenüber jenen Staaten eröffnen, die Israel für besonders
bedrohlich hält: Die Nuklearmacht Pakistan, Saudi-Arabien und vor allem den Iran, der
nach israelischer Auffassung nach Atomwaffen strebt. Etliche Indizien (s.u.) deuten darauf
hin, dass Israel die U-Boote der Dolphin-Klasse als Träger für weitreichende Flugkörper
und als seegestützten Teil der israelischen Nuklearabschreckung einsetzen will oder
bereits einsetzt.
Aus deutscher Sicht machen vor allem drei Aspekte das neuerliche
U-Bootgeschäft politisch brisant und fragwürdig:
- Schon der Anschein, dass Deutschland dazu beiträgt Israels Nuklearpotential zu
modernisieren oder aufrechtzuerhalten, schädigt die Glaubwürdigkeit der deutschen
nuklearen Nichtverbreitungspolitik. Deutschlands politische Unterstützung einer atom-
oder massenvernichtungswaffenfreien Zone im Nahen und Mittleren Osten kann kaum
glaubwürdig sein, wenn der Eindruck entsteht, dies halte man erst in ferner Zukunft für
eine Option.
- Deutschlands Vermittlerrolle im Streit um das iranische Atomprogramm verliert ebenfalls
deutlich an Glaubwürdigkeit. Wie soll Berlin ein neutraler Vermittler sein,
wenn es zugleich Israel hilft, sein Nuklearpotential zu modernisieren.
- Schleusen öffnet das Geschäft in der deutschen Rüstungsexportpolitik. Um die U-Boote
zu liefern bedarf es auch der Genehmigung für den Export vieler Hi-Tech- und
Rüstungskomponenten. Dies führt zu Präzedenzfällen, auf die sich künftig Firmen, die
ähnliche Technologien und Komponenten exportieren wollen, berufen können und werden.
Hinzu kommt möglicherweise ein vierter Aspekt, der derzeit nicht mit
ausreichender Sicherheit gewichtet werden kann. Mit 500 Millionen uro sind die zwei
neuen U-Boote pro Stück mehr als doppelt so teuer wie die drei ersten Boote. Inflation
und neuer Antrieb reichen wohl nicht aus, um alleine die Mehrkosten zu erklären. Die
Bundeswehr-U-Boote der Klasse U-212A sind nicht annähernd so teuer. Der Betrag für die
Israel-Boote könnte also weitere Geschäfte enthalten. Auffällig ist auch,
dass der deutsche Beitrag mit 330 Mio verdächtig nahe an jene 430 Mio
herankommt , mit denen die Bundesrepublik Israel seine ersten beiden Dolphine schenkte.
Stellt dieses U-Boot-Geschäft nun den vorläufigen Abschluss des
Projektes dar? Voraussichtlich nicht. Israel wird möglicherweise weiterhin ein sechstes
Boot wünschen und zudem seine bereits vorhandenen Dolphin-U-Boote an den technischen
Stand der neu zu liefernden anpassen wollen.
Neues U-Boot-Geschäft mit Israel?
Für ein neues U-Boot-Geschäft mit Israel hat sich
Verteidigungsminister Struck ausgesprochen: "Die israelische Regierung will zwei neue
U-Boote kaufen sowie die drei bereits genutzten modernisieren. Wir sind
selbstverständlich bereit, Israel beim Erwerb zu helfen und zu unterstützen.",
sagte Struck dem Handelsblatt am 9.September 2004. Auch erneute finanzielle Hilfe schloß
der Minister nicht grundsätzlich aus. Sie sei zwar "aus dem
Verteidigungsetat...unmöglich", aber man wolle "zusammen mit dem
Wirtschaftsministerium prüfen, welche Instrumente das Geschäft ermöglichen
können." Unklar ist, ob aus Äußerungen Strucks darauf geschlossen werden kann,
dass - so einige ausländische Medien - der Bundessicherheitsrat bereits einen
entsprechenden Beschluss gefaßt hat. Israel finanzierte seine vorhandenen drei
Dolphin-U-Boote weitgehend aus deutschen Steuermitteln, dem Einzelplan 60 "Allgemeine
Finanzverwaltung" des Bundeshaushalts.
Der Wunsch Israels nach zwei weiteren U-Booten aus deutscher Hand ist
nicht neu: Er wurde erstmals während der Irak-Krise Ende 2002, Anfang 2003 laut. Israel
möchte neben einer Mittelmeerflottille auch eine U-Boot-Basis am Roten Meer aufbauen, um
aus dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean heraus flexiblere Handlungsmöglichkeiten
z.B. gegenüber dem Iran zu gewinnen. Dieser, so fürchtet Israel, ist auf dem Wege,
Atommacht zu werden. Weitere U-Boote - jetzt mit dem außenluftunabhängigen Antrieb, den
HDW erstmals in das deutsche U-Boot der neuen Klasse 212A eingebaut hat - sind auch wegen
der damit verbundenen erheblichen Reichweitensteigerung attraktiv. Die vorhandenen Boote
könnten mit diesem Antrieb nachgerüstet werden und zugleich einige der neuen
Technologien enthalten, die in die deutschen U-Boote des ersten Loses der Klasse 212
integriert wurden bzw. in deren 2. Los integriert werden sollen.
Das Interesse der Bundesregierung an dem Geschäft ist wohl vorrangig
industriepolitischer Art. Aus dem U-Boot-Bauer HDW sowie den Werften des Thyssen-Konzerns
soll noch in diesem Jahr ein norddeutscher Werftenverbund entstehen, um die deutschen
Werften für eine künftige Integration der europäischen Werftindustrie vor allem
gegenüber der französischen Industrie konkurrenzfähiger zu machen. Zusammen mit einem
vorgezogenen Bau von Fregatten der Klasse 125 würde das U-Boot-Exportgeschäft mit Israel
das Zusammengehen für die Werften attraktiver machen und zudem deren Stellung in Europa
stärken. Für HDW wäre zudem attraktiv, dass die Werft, die künftig allein vom
U-Boot-Bau leben soll und zurecht befürchtet, dass dies schwerlich möglich sein wird,
erneut einer verlängerten Phase gesicherter Auslastung entgegensehen könnte. Dort wäre
mit einem reduzierten Widerstand der Belegschaft gegen die geplante Fusion zu rechnen.
Erstaunlicherweise sind Vermutungen, dass Israel die aus Deutschland
gelieferten U-Boote vorort zu Nuklearwaffenträgern umrüstet für Verteidigungsminister
Struck überhaupt kein Anlass zu irgendeiner Befürchtung. Israel wolle die Boote zum,
"Küstenschutz" in flachen Gewässern einsetzen und zudem habe es "bereits
früher Exportgenehmigungen für den Verkauf von U-Booten nach Israel gegeben", sagte
Struck dem Handelsblatt. Gespielte Naivität? Israel dagegen macht keinen Hehl aus der
Tatsache, dass es sich ein U-Boot-gestütztes und damit sehr sicheres
Abschreckungspotential wünscht. Sollte Israel, das als unerklärte Nuklearmacht
außerhalb des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrages agiert, die U-Boote als
Nuklearwaffenträger einsetzen, so hätte dies schwere Glaubwürdigkeitsprobleme für die
deutsche Nichtverbreitungspolitik zur Folge.
Die Dolphin-U-Boote und ihre Bewaffnung
Am 27. Juli 1999 erreicht die
"Dolphin" Haifa. Das in Deutschland gebaute U-Boot ist das erste von drei
Schiffen, die bis Oktober 2000 ausgeliefert wurden. Bei Ankunft des Bootes war eine kleine
Schnellbootflottille zur Begrüßung ausgelaufen, Kampflugzeuge der israelischen Luftwaffe
überflogen die Szene im Formationsflug. Die weiteren Boote heißen "Leviathan"
und "Tekuma" und erreichten im November 1999 bzw. Oktober 2000 Israel.[ 1 ] Nach Ankunft in Israel wurden all drei U-Boote dort umgerüstet, bevor
sie in Dienst gestellt wurden. Sie eröffneten ein neues Kapitel in der Geschichte der
israelischen Marine. Israel verfügt nun über äußerst leistungsfähige, modernste
konventionelle U-Boote. Seit Jahren verdichten sich die Gerüchte, daß sie in Israel zu
Trägerplattformen für Nuklearwaffen umgerüstet werden.
Die neuen U-Boote Israels wurden als Typ 800 vom Ingenieurs-Kontor
Lübeck (IKL) entworfen und von den Werften HDW und TNSW gebaut. Die knapp 60 Meter langen
Boote sind mit rund 1,900 to Wasserverdrängung im getauchten Zustand mehr als doppelt so
groß wie die GAL-U-Boote, die Israel zuvor nutzte. Sie verfügen über eine Reichweite
von ca. 4.500 nautischen Meilen und können damit als Operationsgebiet das gesamte
Mittelmeer abdecken oder aber vom Roten Meer aus bis weit in den Indischen Ozean hinein
operieren. Sie sind speziell für den Einsatz in relativ flachen, küstennahen Gewässern
entwickelt, können aber von der Technik her auch mehr als 300 Meter tief tauchen. Der
Antrieb der Boote ist konventionell; auf den Einbau des damals noch in Entwicklung
befindlichen außenluftunabhängigen Antriebs, den HDW derzeit in die deutschen U-Boote
vom Typ 212A einbaut, verzichtete Israel, ob wohl dieser die Möglichkeiten zu langen
Tauchfahrten deutlich vergrößert. Die Dolphin-U-Boote gelten als ausgesprochen leise und
sind damit äußerst schwer zu orten.
Ausgestattet sind die U-Boote mit einem modernen computerisierten
Führungs- und Gefechtssystem von STN-Atlas-Elektronik sowie mit einer Vielzahl moderner
deutscher und israelischer Sensor-Systeme.
Die Israelische
Marine will diese U-Boote für eine Vielzahl von Zwecken nutzen. Vorrangiges Einsatzgebiet
ist das Mittelmeer, an dem auch Israels derzeit einziger U-Boot-Stützpunkt liegt[ 2 ]. Hier dienen die Boote im Spannungs- oder Kriegsfall unter anderem der
Sicherung der Nachschubwege auf See, der Bekämpfung feindlicher Seestreitkräfte, der
Störung feindlicher Seenachschubwege, der Durchführung von Landeoperationen mit von den
U-Booten angelandeten und wieder abgeholten Spezialkräften, der verdeckten Verminung von
Seegebieten und Häfen und der Bekämpfung von Landzielen von See her. Schon im Frieden,
aber natürlich auch in Kriegszeiten eigenen die sich U-Boote natürlich auch zur
Aufklärung und zur Gewinnung von Daten und Informationen, eine ihrer wichtigsten
Aufgaben. Außerhalb des Mittelmeeres operieren die U-Boote Israels nur in wenigen
Fällen.[ 3 ]
Jedoch weisen die Dolphin-U-Boote eine für die westliche U-Boot-Welt
auffällige Besonderheit auf. Sie verfügen über zehn Torpedorohre und eine Frontsektion,
mit der Waffen zweier unterschiedlicher Kaliber verschossen werden können. Sechs
Torpedorohre haben das Kaliber 533 mm, das in der westlichen Welt üblich ist. Aus Rohren
dieses Kalibers können
- schwere Torpedos des deutschen Typs Seehecht (DM2A3) verschossen,
- Flugkörper des Typs Sub-Harpoon (oder theoretisch sogar seegestützte Marschflugkörper
vom Typ Tomahawk) gegen See- und Landziele gestartet,
- Seeminen verlegt und
- Kampfschwimmer bzw. Spezialkräfte abgesetzt bzw wieder aufgenommen werden.
Insgesamt können 16 Raketen und/oder Torpedos
(sowie Seeminen) mitgeführt werden.[ 4 ]
Darüberhinaus verfügen die Dolphin-U-Boote
über vier Torpedorohre des ungewöhnlichen Kalibers 650 mm[ 5 ], das
in der Vergangenheit nur von der Sowjetunion genutzt wurde, um überschwere Torpedos und
vor allem konventionelle und nukleare Marschflugkörper zu verschießen. An dieser
Besonderheit, die auch der Bauwerft HDW eine in der westlichen Welt einmalige Technologie
bescherte, knüpfen viele Überlegungen an, die nach Sinn und Zweck der weiteren vier
Rohre fragen.
Nuklearwaffenträger oder nicht?
Am 12.10.2003 berichtet die Los Angeles Times, Israel sei es nunmehr
gelungen, die Dolphin-U-Boote mit nuklear bestückten Sub-Harpoon-Flugkörpern zu
bestücken, für die in den letzten Jahren ein Atomsprengkopf, eine Lenkeinrichtung für
Schiff-Land-Einsätze und weitere Komponenten von der israelischen Rüstungsindustrie
entwickelt worden sei. Israel verfüge nunmehr über eine seegestützte, und damit kaum
noch verwundbare nukleare Abschreckungsfähigkeit. Dies hätten zwei ungenannte Quellen
aus Kreisen der US-Administration sowie unabhängig davon eine israelische Quelle
bestätigt. Die Intention der Informanten sei es gewesen, Israel durch die
Veröffentlichung zu schützen.
Gerüchte, daß Israel die in Deutschland
gebauten Dolphin-U-Boote zu Nuklearwaffenträgern umrüsten wolle, gab es schon früh.
Zunächst tauchten sie als unbewiesene Behauptungen auf, später konkretisierten sie sich.
Im Jahre 2000 berichteten sowohl die Washington Post als auch die Sunday Times, Israel
beabsichtige nukleare Sub-Harpoon-Raketen an Bord der Boote zu stationieren.[ 6 ]
Doch während kaum Zweifel daran bestehen
können, daß Israel eine seegestützte nukleare Abschreckung aufbaut, ist Vorsicht
angebracht, wenn es um Meldungen geht, daß diese aus nuklear-bestückten
Sub-Harpoon-Raketen besteht. Diese Raketen tragen in ihrer konventionellen Version einen
227kg schweren Sprengkopf über eine Entfernung von ca. 130 Kilometer. Nukleare
Sprengköpfe sind meist schwerer als konventionelle. Selbst wenn es Israel gelungen sein
sollte, einen sehr, sehr leichten atomaren Sprengkopf für diesen Flugkörper zu
entwickeln[ 7 ] und selbst wenn es gelungen sein sollte, dessen
Reichweite deutlich zu steigern, so wäre dies im Blick auf die strategischen Interessen
Israels doch höchstens eine unbefriedigende Interimslösung. Sie hätte zudem viel Geld
gekostet, denn die Entwicklung eines neuen Atomsprengkopfes ist teuer, genauso wie die
Umrüstung des Flugkörpers.
Zur Verdeutlichung: Selbst mit einer Harpoon-Rakete, die mit 250km rund
doppelt soweit fliegt wie ihr konventionelles Gegenstück könnte Israel nur einige wenige
für seine Nuklearabschreckung wichtige Ziele abdecken. Diese liegen nämlich oft nicht in
Küstennähe, sondern tief im Inneren anderer Staaten. Zudem: Selbst küstennahe Ziele im
Iran, in Saudi-Arabien oder gar in Pakistan könnten mit einer Rakete dieser Reichweite
nur angegriffen werden, wenn die U-Boote zunächst durch den Suez-Kanal, die Straße von
Gibraltar oder die Dardanellen aus dem Mittelmeer nahe genug an die Küsten des Ziellandes
verlegt worden wären. Von ihrem normalen Operationsraum im Mittelmeer aus könnten mit
Flugkörpern dieser Art nur relativ wenige interessante Ziele erreicht werden. Ein Angriff
auf diese wäre darüber hinaus oft zugleich mit dem Risiko behaftet, daß der nukleare
Fallout vor den Grenzen Israels nicht halt macht.
Ähnliche Argumente sprechen auch gegen eine
weitere Flugkörper-Variante, die in der Berichterstattung zur Bewaffnung der
Dolphin-U-Boote Erwähnung fand: Die Ausstattung der U-Boote mit sogenannten
"Turbo-Popeye" Raketen mit 200-350 km Reichweite.[ 8 ]
Israels strategische Interessen an einer seegestützten nuklearen
Abschreckungsfähigkeit geben die Notwendigkeit zu weit größeren Fähigkeiten, zu einer
größeren Reichweite der Flugkörper vor. Diese müßte bei mindestens knapp 1.000 oder
sogar bei 1.500 und mehr Kilometer liegen, wollte Israel die wichtigsten Ziele seiner
potentiellen Gegner in Ländern wie dem Iran, Saudi-Arabien oder gar Pakistan unter Risiko
halten.
Dies machte schon der erste Versuch Israels an
geeignete nuklearfähige Trägersysteme zu kommen deutlich. Israel fragte in den USA an,
ob Washington bereit sei, 50 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk zu liefern. Deren
nukleare Variante hat eine Reichweite von 2.500 Kilometern. Die USA aber waren zu einer
solchen Lieferung nicht bereit.[ 9 ]
Seither gibt es
immer wieder Meldungen, daß Israel einen eigenen Flugkörper größerer Reichweite
entwickle. Über Existenz und Fortschritte eines solchen Programms gibt es kaum
verläßliche Nachrichten: Vor Sri Lanka sollen im Mai 2000 Tests mit Flugkörpern
größerer Reichweite (1500km) durchgeführt worden sein.[ 10 ] Darauf
angesprochen, antwortete Eli Marum, Operationschef der israelischen Marine, mit einer
Gegenfrage: "Sie wissen, wer unsere Nachbarn sind. Glauben Sie, dass wir
Langstreckenraketen testen sollten?"[ 11 ]
Flugkörper größerer Reichweite könnten
auch den eigentlichen Zweck der vier zusätzlichen Torpedorohre mit 650mm Durchmesser
erklären.[ 12 ] Je größer der Durchmesser eines Flugkörpers, desto
mehr Treibstoff kann in einem Flugkörper begrenzter Länge untergebracht werden. Die
nuklearfähigen Flugkörper zum Abschuss aus diesen Rohren könnte Israel sowohl
weitgehend eigenständig als auch mit diskreter Hilfe anderer Staaten entwickeln oder
entwickelt haben. Ihre Einrüstung könnte Teil der Umrüstarbeiten sein, die Israel an
allen aus Deutschland gelieferten Dolphin-U-Booten vornimmt.
Aus israelischer Sicht stellt eine
seegestützte nukleare Abschreckung ein strategisches Element dar, das sich auch gegen
weiter entfernte potentielle Gegner richtet. Schon am 1.Dezember 1990 hatte der ehemalige
Kommandeur der israelischen Marine, GenMaj. Avraham Botzer in der Fernsehsendung "A
New Evening" (1.Programm) gesagt: "Diese U-Boote müssen Mittel des Staates
Israel sein. (..) Überall auf der Welt dienen U-Boote als Teil des Abschreckungssystems
gegen nicht-konventionelle Kriegführung. (...) Sie sind ein Weg, um zu garantieren, daß
der Feind sich nicht herausgelockt fühlt, präemptiv mit nicht-konventionellen Waffen
zuzuschlagen und doch ungestraft davonzukommen.[ 13 ]
Prävention
Einen Tag vor der Veröffentlichung der Los
Angeles Times, am 11.10.03 meldete der Spiegel vorab, Israels Regierung habe den Mossad
beauftragt, operative Planungen zu entwickeln, um die iranischen Nuklearanlagen
vollständig durch einen militärischen Präventivschlag auszuschalten.[ 14
] In israelischen Sicherheitskreisen halte man eine solche Operation für realisierbar.
Stehen diese Meldungen in einem Zusammenhang? Ja und Nein.
Israel hat als einziger Staat der Erde in der
Vergangenheit außerhalb eines Krieges einen solchen militärischen Präventivschlag
durchgeführt. Im Juni 1981 zerstörten israelische Kampfflugzeuge den irakischen Reaktor
Osirak. Nur mit Hilfe der USA konnte Israel eine scharfe Verurteilung seines
völkerrechtswidrigen Vorgehens im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen abwenden -
Washington machte von seinem Vetorecht Gebrauch. Einige Quellen berichten, daß Israel
etwa zur gleichen Zeit auch daran gedacht habe, die pakistanischen Nuklearanlagen
präventiv zu zerstören[ 15 ], aber seitens Indien die erforderlichen
Lande- und Überflugrechte nicht erhalten zu haben.
Die damalige politische Konstellation in Washington unter Ronald Reagan
ähnelte bzgl. der Israelpolitik der heutigen. Die Regierung Sharon dürfte sich ziemlich
sicher sein, daß Washington eine Verurteilung Israels im Sicherheitsrat erneut verhindern
würde, zumal Washington selbst mittlerweile präventive Angriffe dieser Art nicht mehr
ausschließt, sondern offen als Teil der nationalen Sicherheitsstrategie ausweist. Dieses
Wissen wiederum könnte in der Regierung Sharon jene stärken, die bereit sind, einen
solchen Angriff nicht nur zu planen, sondern auch durchzuführen. Israel hat wiederholt
deutlich gemacht, daß es die Nuklearprogramme seiner arabischen Nachbarn nicht bereit sei
zu dulden (Begin-Doktrin).
Entsprechend deutlich sind die aktuellen Reaktionen aus dem Iran, die
Israel vor einer "Dummheit" warnen und entschiedene Gegenwehr - so z.B. Angriffe
auf die israelische Nuklearanlage Dimona - ankündigen. Angesichts dieser angespannten
Lage könnte die Indiskretion der amerikanischen Regierungsmitarbeiter in der Los Angeles
Times in der Tat darauf zielen, beide Seiten rasch vor einem zu unvorsichtigen Vorgehen zu
warnen.
In den Bereich der Spekulation über das
höchst Unwahrscheinliche gehören dagegen Überlegungen und Fragen, ob Israel zur
Zerstörung der iranischen Nuklearanlagen ggf. Nuklearwaffen einsetzen könnte. Schon
über den konventionellen Angriff auf den Reaktor Osirak sagte Ariel Scharon, heute
Israels Premierminister, damals: "Das war vielleicht die schwierigste Entscheidung
vor der jemals eine israelische Regierung während all der Jahre der Existenz unseres
Staates stand." Ungleich problematischer und folgenschwerer wäre ein nuklearer
Angriff auf iranische Nuklearanlagen. Angesichts der konventionellen Fähigkeiten und der
Tradition Israels, den Besitz nuklearer Waffen nicht zuzugeben, erscheint ein solches
Vorgehen praktisch unvorstellbar.[ 16 ]
Eine unendliche Geschichte?
Im Kontext der erneuten Golfkrise Ende 2002 /
Anfang 2003 äußerte Israel gegenüber Deutschland den Wunsch nach zwei weiteren
Dolphin-U-Booten und machte damit deutlich, daß es die ursprüngliche Planung, fünf
U-Boote zu beschaffen, nicht zu den Akten gelegt hat.[ 17 ]Die
Bundesregierung wird sich deshalb erneut und angesichts des Wissens um die Tatsache, daß
Israel die aus Deutschland gelieferten U-Boote als Nuklearwaffenträger nutzen will, mit
einem äußerst heiklen Exportvorhaben und dessen Genehmigung auseinandersetzen müssen.
Ein Rückblick:
Die Geschichte der Dolphin-U-Boote beginnt in der ersten Hälfte der 80er Jahre, als
Israel über einen Nachfolger für seine nach deutschen Plänen und mit deutscher Hilfe in
Großbritannien gebauten drei U-Boote der GAL-Klasse nachdachte. Die israelische Marine
forderte damals eine Flotte von fünf U-Booten mit einer Verdrängung von etwa 1.500
Tonnen, einer Reichweite, die das ganze Mittelmeer abdecken könne, einer sehr kleinen
Besatzung sowie vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Aufgrund seiner positiven Erfahrungen
mit den in Deutschland entworfenen GAL-U-Booten wandte sich Israel an deren
Konstruktionsbüro, das Igenieurskontor-Lübeck, IKL, und die Howaldts-Deutsche Werft AG.
Ab 1986 wurde dort eine neue U-Boot-Klasse für Israel entwickelt und von Israel bezahlt.
Das Projekt wurde zufällig öffentlich bekannt, als ein Untersuchungsausschuß des
Deutschen Bundestages potentiell illegale U-Boot-Zulieferungen an das unter Embargo
stehende Apartheitsregime in Südafrika untersuchte. Doch die Finanzierung des Baus neuer
U-Boote erwies sich als schwierig. Mitte 1988 begannen Planungen, Gelder aus der
US-Militärhilfe für diesen Zweck zu verwenden und bei der US-Werft Ingalls U-Boote aus
in Deutschland vorproduzierten Sektionen zusammenzubauen. Washington war 1989 bereit, bis
zu 600 Mio. US-Dollar bereitzustellen, aber Israel konnte seinen Anteil an der
Finanzierung nicht erbringen, sodaß das schon vertraglich vereinbarte Vorhaben im
November 1990 zunächst gestoppt wurde.[ 18 ] Die Entwicklungsarbeiten
aber wurden in Deutschland und in Israel weitergeführt. Das Design der U-Boote wurde
wahrscheinlich Anfang der 90er Jahre noch einmal in einem entscheidenden Detail
verändert. Die Frontsektion des U-Boots mit den Torpedorohren wurde neu konstruiert, um
neben den immer vorgesehenen Torpedorohren vom Kaliber 533mm zusätzlich Rohre des
Kalibers 650mm vorzusehen.[ 19 ]
Doch bereits
Anfang 1991 eröffnete sich eine neue Realisierungsoption. Unter dem Druck einer durch
Veröffentlichungen des Simon Wiesenthal Instituts ausgelösten Nachforschungskampagne zu
deutschen Zulieferungen zu den Massenvernichtungswaffenprogrammen Saddam Husseins, begann
die Bundesregierung über Möglichkeiten nachzudenken, Israel militärisch zu
unterstützen. Am 30. Januar 1991 vereinbarte die Bundesregierung mit Israel die Lieferung
von Rüstungsgütern im Wert von 1,2 Mrd. DM.[ 20 ] Zwei neue U-Boote
sollten daraus unter anderem finanziert werden.[ 21 ] Im Juni 1991
wurde das entsprechende Abkommen unterzeichnet. Ein Jahr später begannen Verhandlungen
über ein drittes Boot. Diese kamen erst 1994 zum Abschluß, nachdem die Bundesregierung
erneut eine Kostenbeteiligung zugesagt hatte. Am 9.Februar 1995 wurde darüber ein
Zusatzabkommen unterzeichnet. Im Februar 1992 begannen die Vorbereitungsarbeiten für den
Bau. 1994 begann der Bau des ersten U-Boots bei HDW. Der Bau des zweiten Bootes begann
1995, der des dritten im 1996. An Israel ausgeliefert wurden die Boote im Juli 1999
(Dolphin), November 1999 (Leviathan) und Oktober 2000 (Tekuma).
Die drei Dolphin-U-Boote erhielt Israel von
der Bundesrepublik weitgehend als Geschenk. Die Bundesregierung übernahm offiziell mit
880 Mio. DM die Kosten für den Bau der ersten beiden U-Boote vollständig und mit 220
Mio. DM für das dritte U-Boot zur Hälfte. Israel sollte die andere Hälfte tragen,
wahrscheinlich in Form von Zulieferungen für die Bundeswehr, vor allem für die neuen
U-Boote der Klasse 212A.[ 22 ] Die Bundesregierung gibt den
Ausfuhrwert der drei U-Boote mit 1,28 Mrd DM an, von denen der deutsche Steuerzahler 1,1
Mrd. DM trug. Der Israelische Beitrag hatte einen Gegenwert von maximal 180 Mio. DM. In
der internationalen Fachpresse werden die Kosten pro U-Boot mit rund 300-400 Mio US-Dollar
angegeben; der Differenzbetrag könnte sich z.T. aus den Kosten für die Umrüstung der
U-Boote in Israel bzw. aus den Bewaffnungskosten erklären. Die Kosten der Bewaffnung der
Boote sind in den deutschen Angaben nicht enthalten.
Ob die Bundesregierung dem Wunsch Israels
nach zwei weitern U-Booten entsprechen wird, ist derzeit unbekannt. Unbekannt ist auch, ob
der Bundesssicherheitsrat dem Wunsch Israels bereits zugestimmt hat. Die Rahmenbedingungen
sind derzeit noch signifikant andere als 1991. HDW ist auf Jahre mit Aufträgen
ausgelastet und hat soeben erst den Wettbewerb um die Lieferung zweier neuer U-Boote nach
Portugal gewonnen. Allerdings muß die Werft voraussichtlich künftig allein vom
U-Boot-Bau leben, wenn es - wie geplant - zu einem Norddeutschen Werftenverbund kommt.
Dies wiederum könnte es industriepolitisch attraktiv erscheinen lassen, durch eine
Genehmigung dieses Geschäftes den zeitlichen Auslastungshorizont politisch zu erweitern
und damit den Widerstand der Beschäftigten zu reduzieren. Die Haushaltslage in
Deutschland läßt allerdings eine Milliardengabe an Israel derzeit kaum zu.[ 23 ] Israel dagegen könnte darauf spekulieren, dass eine Verschärfung
der Konfrontation mit dem Iran, ähnlich wie 1990/91 mit Irak aufgrund früherer deutscher
Waffenlieferungen an den Iran genutzt werden kann, um Deutschland erneut in eine
Finanzierungshilfe zu zwingen. Aufgrund der Veröffentlichungen, daß Israel diese U-Boote
als Nuklearwaffenträger nutzt oder nutzen will, wäre eine positive Entscheidung für die
Bundesregierung politisch erheblich problematischer als 1991. Sie kann nicht mehr
argumentieren, daß man nichts Genaues wisse. Die außenpolitischen Nebenwirkungen im
Blick auf die arabische und islamische Welt und die rüstungskontrollpolitische
Signalwirkung im Blick auf die Glaubwürdigkeit der deutschen Nichtverbreitungspolitik
wäre verheerend. Ob dagegen die diplomatische Verteidigungslinie von
Verteidigungsminister Struck, man sei bereit zu liefern, wenn Israel zahle und zugleich
die Hoffnung zu hegen, daß Israel das Geld fehle, sich künftig als aufrechterhaltbar
erweist - das darf auch angesichts der Vorgeschichte der Zusagen von 1990/91 bezweifelt
werden.
Proliferationsrisiken
Mit jedem Rüstungsexportgeschäft ist ein
Technologietransfer verbunden, der von Art und Charakter des Geschäftes bestimmt wird. Da
Israel in den achtziger Jahren das Design und die Entwicklung der Dolphin-U-Boote
finanzierte, liegen Teile der Rechte an dem U-Boot-Typ Dolphin in Israel, wahrscheinlich
sind es 50 Prozent.[ 24 ] Israel kann die Nutzung dieser Rechte und
der in Israel gebauten Komponenten nicht nur der Bundesrepublik anbieten, sondern auch
anderen Staaten. Es könnte zudem versuchen, aus dem Besitz der Design- und
Fertigungsunterlagen, die vollständig in Israel vorliegen, Kapital zu schlagen oder
Deviseneinnahmen zu erzielen.
Als Beispiel für
eine solche Geschäftsoption, ein solches Proliferationsrisiko, kann Taiwan dienen. Taiwan
erhielt unter George W. Bush die Zusage der USA, die Beschaffung von acht Diesel-U-Booten
für die taiwanesische Marine zu ermöglichen. Da die US-Werftenindustrie selbst nicht
über das Know-How zum Bau moderner konventioneller U-Boote verfügt, muß es anderweitig
erworben werden. Taiwan will vorrangig deutsche U-Boottypen haben, die Bundesregierung
aber wegen ihrer Ein-China-Politik und aus Rücksicht auf die Volksrepublik nicht nach
Taiwan liefern. Israel hat sich wiederholt als Alternative angeboten. Es kann nicht
ausgeschlossen werden, daß auf diesem Wege letztlich deutsche Rüstungsgüter und
Technologien nach Taiwan gelangen.[ 25 ] Die mit der Prüfung der
Lieferoptionen für Taiwan betraute amerikanische Werft von Northrop Grumman soll nach
Angaben der israelischen Zeitung Ha'aretz unter anderem auch eine Option zum Bau der
U-Boote in den USA mithilfe der Dolphin-Technik prüfen und Taiwan offerieren. Mit dieser
Option verbunden ist die israelische Hoffnung, gegebenenfalls zwei oder drei weitere
Dolphin-U-Boote bei dieser Werft bestellen und mit amerikanischer Militärhilfe bezahlen
zu können. Foreign Military Sales Gelder sind in der Regel daran gebunden, daß
Rüstungsgüter aus den USA gekauft werden.[ 26 ]
Anhang: Deutsche U-Boot-Exporte
Typ |
Staat |
Firma |
Stück* |
Bestellung |
207 |
Norwegen |
RNSW |
15 |
1962 |
209/1100 |
Griechenland |
HDW |
4 |
1967 |
209/1200 |
Argentinien |
HDW |
2 |
1969 |
209/1200 |
Peru |
HDW |
2 |
1970 |
209/1200 |
Kolumbien |
HDW |
2 |
1970 |
209/1200 |
Türkei |
HDW |
2 |
1971 |
209/1300 |
Venezuela |
HDW |
2 |
1972 |
Typ 540 (206) |
Israel via GB |
IKL / Vickers |
3 |
1973-76 (Lieferg) |
209/1300 |
Ekuador |
HDW |
2 |
1974 |
209/1200 |
Türkei |
HDW |
1 (+1 Paket) |
1975 |
209/1200 |
Griechenland |
HDW |
4 |
1975 |
209/1200 |
Peru |
HDW |
4 |
1977 |
209/1300 |
Indonesien |
HDW |
2 |
1977 |
TR 1700 |
Argentinien |
TNSW |
2 (+4 Pakete) |
1978 |
209/1200 |
Türkei |
HDW |
3 |
1979 |
209/1400 |
Chile |
HDW |
2 |
1980 |
209/1500 |
Indien |
HDW |
2 (+2 Pakete) |
1981 |
209/1400 |
Brasilien |
HDW |
1 (+1 Paket) |
1982 |
P 6071 (ULA) |
Norwegen |
TNSW |
6 |
1982 |
209/1200 |
Türkei |
HDW |
(1 Paket) |
1984 |
209/1400 |
Brasilien |
HDW |
(2 Pakete) |
1985 |
209/1200 |
Südkorea |
HDW |
1 (+2 Pakete) |
1987 |
209/1400 |
Türkei |
HDW |
(2 Pakete) |
1987 |
209/1200 |
Südkorea |
HDW |
(3 Pakete) |
1989 |
Dolphin |
Israel |
HDW/TNSW |
2 |
1991 |
209/1400 |
Türkei |
HDW |
(2 Pakete) |
1993 |
209/1200 |
Südkorea |
HDW |
(3 Pakete) |
1993 |
Dolphin |
Israel |
HDW/TNSW |
1 |
1994 |
209/1400 |
Brasilien |
HDW |
(1 Paket) |
1995 |
212A |
Italien |
HDW |
(2 Kooperation) |
1998 |
209/1400 |
Türkei |
HDW |
(4 Pakete) |
1999 |
209/1400 |
Südafrika |
HDW |
3 |
2000 |
214 |
Griechenland |
HDW |
1 (+2 in Koop.) |
2000 |
214 |
Südkorea |
HDW |
3 |
2001 |
209 |
Portugal |
HDW |
2 |
2003 |
* Pakete sind U-Boote deren Sektionen in Deutschland
hergestellt und auf örtlichen Werften zusammengebaut werden.
ist freier Journalist und
leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS),
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter
bei BITS.
Dieses BITS-Stichwort wird bei Bedarf aktualisiert.
[Hinweis
1] Ursprünglich berichteten wir, die Kosten trage der Verteidigungshaushalt.
Diese Information erwies sich als falsch.
Fußnoten:
[1] Zur Bewertung der
rüstungsexportpolitischen Seite des Dolphin-U-Bootes vgl.: Otfried Nassauer &
Christopher Steinmetz: Die deutsch-israelische Rüstungskooperation, BITS Research Report
03.1, Berlin, September 2003 sowie: "Deutschland lieferte die Plattform",
Interview mit Otfried Nassauer, Süddeutsche Zeitung, 12.10.2003
[2] Überlegungen, fünf neue U-Boote auf die drei U-Boote der
GAL-Klasse folgen zu lassen und einen zweiten U-Boot-Stützpunkt am Roten Meer auszubauen,
wurden - wohl aus Kostengründen - bisher nicht realisiert. Es ist davon auszugehen, daß
sie weiterhin existieren. Israel äußerte während der jüngsten Golfkrise 2002/03 den
Wunsch nach zwei weiteren U-Booten. Aus israelischer Sicht muß ein zweiter
U-Boot-Stützpunkt am Roten Meer strategisch und operativ ausgesprochen attraktiv
erscheinen, weil sich von einem solchen Stützpunkt aus militärische Operationen im
Arabischen Meer, am Golf oder sogar im Indischen Ozean durchführen lassen würden, die
heute kaum möglich wären, weil eine Verlegung israelischer U-Boote durch den Suez-Kanal
oder die Straße von Gibraltar erforderlich wäre. Jedoch setzt eine solche Erweiterung
der operativen Möglichkeiten auch eine Mindestgröße der U-Bootflotte von fünf Schiffen
voraus.
[3] Berichte, daß Israel immer ein U-Boot im Mittelmeer, eines
im Roten Meer und eines in Reserve hält, würden voraussetzen, daß die Boote auch im
Frieden regelmäßig den Suez-Kanal passieren. Davon ist zumindest den Autoren nichts
bekannt geworden. Zudem tauchten die ersten Berichte über dieses Operationsschema bereits
auf, als Israel noch nicht über alle drei U-Boote in Dienst gestellt hatte. Seither wird
die Meldung immer wieder wiederholt.
[4] Zur Bewaffnung vgl. Jane's Fighting Ships 1999-2000, S.343;
Naval Forces, Juni 1998, S. 62-79; www.naval-technology.com/projects/dolphin/index.html;
Jane's International Defense Review, September 1999, S.8
[5]Die Bundesregierung hat in Antwort auf Anfragen der Abg.
Angelika Beer im September 1999 die Existenz dieser zusätzlichen Torpedorohre bestätigt,
jedoch mitgeteilt, ihr seinen die "Gründe nicht bekannt", warum diese Rohre
eingebaut wurden. Sie habe "an den Bauspezifikationen nicht mitgewirkt". Bei
Auslieferung der U-Boote seien die 650mm Torpedorohre durch Metallschienen auf das Kaliber
533mm verengt und somit nur zum Verschuß von normalen Torpedos und
Sub-Harpoon-Flugkörpern nutzbar.
[6] Erstmals taucht diese Variante auf in: First Dolphins Move
in on Israeli Navy, Jane's International Defense Review, 24.8.1999
[7] Es gibt Berichte, daß Israel einen nur 200kg schweren
Nuklearsprengkopf mit 6kg Plutonium entwickelt habe.
[8] Vgl. z.B. http://www.globalsecurity.org/wmd/world/israel/popeye-t.htm;
der Abschluß der Entwicklung dieser Flugkörper ist nicht bestätigt; die Existenz wurde
zuerst in einem Bericht des US National Air Intelligence Centers an den Congress 1998
erwähnt. Auch im Juni 2004 scheint der Popeye-Flugkörper weiterhin ein
Entwicklungsvorhaben zu sein, ebenso wie eine reichweitengesteigerte Version der
Schiff-Schiff-Rakete Gabriel 3. Allerdings wird im gleichen Zusammenhang berichtet, dass
Israel durch Hinzufügen einer Startrakete aus dem Luft-Boden-Flugkörper Delilah einem
land- und seegestützten Flugkörper (Delilah-GL und Delilah-SL) mit einer Reichweite von
250 oder gar mehr als 300 km abgeleitet habe. Vgl. Alon Ben David: Israel Develops
ground-launched Delilah missile, Jane's Defence Weekly, 16.6.2004, S.10. Aufgrund des
geringen Gefechtskopfgewichtes (nach Herstellerangaben 54kg in der Luft-Boden-Varinate)
kommt der Flugkörper allerdings als nukleare Waffe kaum infrage. Auch über eine
israelisch-indische Kooperation bei seegestützten Flugkörpern ("They [the Indians]
now appear interested in enhancing the long-range capabilities of the Navy.") ist
öffentlich zuwenig bekannt, um bereits Schlüsse zu ziehen. Vgl. India and Israel mull
missile technology cooperation, in JDW 8.9.2004, S.7.
[9] Vgl u.a. Israel Moves Quickly To Beef up its Submarine
Force, Global Intelligence Update, 26.10.00
[10] Defence Systems Daily, 26.10.2000, http://defence-data.com/archive/page8879.htm
; Sunday Times 18.6.00, Washington Post, 15.6.2002; entsprechende Vermutungen wurden
bereits im September 1999 geäußert, siehe Jane's International Defense Review, Nr.9,
1999, S.
[11] Jerusalem Report, September 2002, S. 24
[12] Diese Erklärung ist jedenfalls schlüssiger als jene, die
israelische Quellen gelegentlich verbreiten: Die Rohre seien für Swimmer Delivery
Vehicles zum Aussetzen von Spezialkräften gedacht und die Verengungsschienen, mit denen
die Rohre auf 533mm verkleinert werden können, seien erforderlich, damit aus den Rohren
auch Torpedos verschossen werden könnten. Da diese Schienen kaum während eines
Einsatzes, auf See, ein- und ausgebaut werden dürften, macht diese Erklärung wenig Sinn.
Zudem gibt es Hinweise darauf, daß das U-Boot für das Aussetzen von Kampfschwimmern mit
einem besonderen Wet and Dry Compartment ausgestattet worden sein soll.
[13] zitiert nach Ha'aretz 9.6.1998
[14] Yossi Melman. Swmming with the Dolphins, Ha'aretz 9.6.98
diskutierte diese Option bereits vor 6 Jahren unter Berufung auf den ehemaligen
israelischen Luftwaffenchef GenMaj. Herzl Bodinger; Israel bemüht sich seit vielen
Jahren, die Politik des Westens und insbesondere Washingtons gegen das iranische
Nuklearprogramm in Stellung zu bringen. Es darf dabei auf die Unterstützung vieler
neokonservativer in und aßerhalb der Bushadministration zählen, so u.a. auf John Bolton,
Douglas Feith, Michael Ledeen, Norman Podheretz,. Richard Perle oder Paul Wolfowitz. Vgl:
Ed Blanche: Israel steps up claims on Iran's nuclear arms, JDW 22.4.1998 oder jüngst
ausführlich und alarmistisch wiedergegeben in: Erich Follath, Georg Mascolo: Der Tanz um
die Bombe, Spiegel 38/2004, S.112ff.
[15] . zit. nach Schneider, Barry M.: Radical Responses to
Radical Regimes - Evaluating Pre-emptive Counterproliferation, McNair Paper 41, National
Defense University, Washington, May 1995, S.14-15
[16] Scharonzitat: ebd S.13; für den weiterführenden Gedanken
vgl.: Luis Rene Beres: Israel's Strategic Future, Project Daniel, Final Report, 16.1.2003.
Der Bericht wurde dem Israelischen Premierminister Ariel Scharon am gleichen Tag
persönlich übergeben. Er reklamiert Israels Recht auf konventionelle Präemption
einschließlich der Enthauptung der gegnerischen Führung, fordert eine gesicherte land-
oder seegestützte Zweitschlagsfähigkeit gegen bis zu 15 geographisch weit
auseinanderliegende städtische Ziele im Lande dessen, der sich eine biologische oder
nukleare Fähigkeit zulegen könnte, warnt aber in deutlichen Worten vor dem Glauben, daß
nukleare Präemption oder taktisch-nukleare, low-yield Kriegführungsfähigkeiten Israel
politische oder militärisch-operative Vorteile bringen könnten. Eine U-Bootgestützte
Nuklearfähigkeit für Israel hält der Project Daniel Bericht derzeit noch nicht für
erforderlich, verweist aber darauf, dass sich wandelnde Umstände eine solche Fähigkeit
bald erforderlich machen könnten.
[17] Amos Harel: Navy eyes 2 new Dolphin submarines, Ha'aretz
19.2.03.
[18] Jane's Fighting Ships 1994-95, London, 1994, S.323
[19] Während des U-Boot-Untersuchungsausschusses war zwar
bekannt beworden, daß Israel von IKL ein U-Boot-Design entwickeln ließ; damals aber
ergaben sich keinerlei öffentlich gewordene Hinweise auf die Einplanung von Torpedorohren
des Kalibers 650 mm. Zur Zeit läßt sich nicht endgültig klären, ob diese Rohre bereits
in den 80er Jahren Bestandteil der Planung waren, weil bereits 1979 eine Überprüfung der
Option, nukleare Harpoon Raketen zu integrieren, angestellt und letztlich wegen mangelnder
Erfolgsaussichten aufgegeben wurde, oder ob die Idee, diese Rohre zu integrieren erst nach
dem Zusammenbruch der UdSSR entstand. Letzteres ist wahrscheinlicher.
[20] Der engen zeitlichen Abfolge dieser Ereignisse könnte ein
ebenso großer inhaltliche Zusammenhang entsprochen haben. Daß Deutschland wg. der
Veröffentlichungen unter politischen Handlungs- und Kompensationsdruck geraten werde, war
bereits absehbar, als Israel den trilateralen Vertrag mit den USA und Deutschland stoppte.
Der 2. Golfkrieg begann am 15.1.1991; während des Krieges schoß der Irak Scud-Raketen
auf Israel ab.
[21] In Israel erhielten die Boote deswegen die Spitznamen
"Saddam" und "Hussein"
[22] Solche Zulieferungen sind attraktiv, weil sie Israel von
der Notwendigkeit entlasten, große Summen in konvertierbaren Währungen aufzubringen.
[23] Vgl. Barbara Opall-Rome: Berlin Nixes Israeli Request for
free Subs, Defense News, 14.6.2004, S.18 und das eingangs erwähnte Interview Strucks mit
dem Handelsblatt. Israel verfügt auch heute nicht über die Mittel, weitere U-Boote
selbst zu bezahlen. Es kann sie sich nur leisten, wenn es in Deutschland oder den USA
einen Finanzier findet. Deutschland kommt dafür zur Zeit nicht in Betracht, da ein mit
1990/91 vergleichbarer politischer Druck - aufgebaut über die deutsche Mitverantwortung
für die Bedrohung Israels mit Massenvernichtungswaffen - in der jüngsten Irak-Krise
nicht entstand. Ob bei einer weiteren Verschärfung der Auseinandersetzungen mit dem Iran
erneut ein solcher Druck aufgebaut werden könnte, muß hier dahingestellt bleiben - aber
selbst wenn dies geschähe, so wäre der Zusammenhang mit der Frage der Lieferung weiterer
U-Boote aufgrund der Vorgeschichte recht offensichtlich.
[24] Zur Planungs- und Entstehungsgeschichte siehe u.a. Naval
Forces, Nr. 6, S. 66-70 und Wehrtechnik, Nr.1, 1991, S.64f; Zu der Frage der Rechte
siehe Ha'aretz, 29.7.2002, Taipeh Times 18.9.2002, Wehrtechnik, Nr.7, 1991, S.21.
[25] Zu den Möglichkeiten israelischer U-Boot Exporte siehe
Ha'aretz, 29.7.2002 (English Edition), www.haaretzdaily.com ; antimilitarismus information, Nr. 7-8, 2002, S.
22ff.; Asian Defence Journal, Nr. 9, 2002, S.36ff. Auch der Vize-Vorstandsvorsitzende von
HDW, Hannfried Haun, deutete diese Kooperationsoption bereits in einem Interview an:
"Taiwan kann auswählen zwischen den modifizierten Klassen 212, 214 und Dolphin -
einem in Deutschland entworfenen U-Boot, ausgestattet mit israelischer Bewaffnung."
Taipeh Times, 18.9.2002.
[26] vgl. Jerusalem Center for Public Affairs, Daily Alert,
29.7.02. In diese Richtung geht auch: John J. Tkacik Jr.: United Front on Taiwan -
Concerted Western Action Could Supply Subs, Heritage Foundation 16.9.2002
Zudem hoffen manche, daß die Tatsache, daß HDW nunmehr im Besitz der US-amerikanischen
Investmentgesellschaft OEP ist, eine Nutzung von deutschen Technologien erleichtert.
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