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Aktualisierte Fassung von August 2007

Die Orginalfassung von August 2005 finden Sie hier.


Atomwaffentransporte - Nuclear Airlift

von Otfried Nassauer

Die USA transportieren ihre Nuklearwaffen soweit möglich als Luftfracht. Zwei Strukturen stehen dafür zur Verfügung: Die Prime Nuclear Airlift Force (PNAF) für Transporte in Friedenszeiten und die Emergency Nuclear Airlift Force (ENAF) für (zusätzliche) Transporte in Krise und Krieg.

Die PNAF wird heute von der 4. Staffel des 62. Lufttransportgeschwaders (4th Squadron, 62nd MAW) auf der McChord Airforce Base in Washington State gestellt. Hier stehen sieben besonders für diese Aufgabe ausgebildete Flugkapitäne mit ihren ebenfalls speziell ausgebildeten Mannschaften für solche Flüge bereit. Einige oder sogar alle Flugkapitäne dieser Staffel werden auch eingesetzt, um den US-Präsidenten zu befördern, wenn dieser ein militärisches Flugzeug nutzt, z.B. um einen Besuch bei den US-Soldaten im Irak abzustatten. Dann übernimmt eine Transportmaschine die Aufgaben der Air Force One, des Präsidentenflugzeugs. Das Codewort für solche Einsätze lautet Phoenix Banner. Für Transporte von Nuklearwaffen heute werden moderne C-17A "Globemaster III"-Großraumtransportflugzeuge genutzt, die auch auf relativ kleinen Flughäfen landen können. Der 4.Staffel sind keine bestimmten Flugzeuge zugeordnet. Aus dem Bestand des Geschwaders werden die verfügbaren Flugzeuge genutzt, die sich in einem besonders guten Zustand befinden.

Die PNAF-Aufgabe wurde in den vergangenen Jahren von verschiedenen Geschwadern wahrgenommen. Sie lag zunächst seit den siebziger Jahren über viele Jahre in den Händen der 6.Lufttransportstaffel, die den Spitznamen "Bully Beef Express" trägt. Diese Staffel ist auf der McGuire Airforce Base beheimatet und war z.B. dafür zuständig, nach dem Ende des kalten Krieges Hunderte von atomaren Artilleriegeschossen, Fliegerbomben und Raketensprengköpfen in die USA zurückzufliegen. Insgesamt flog der Bully Beef Express nach Eigenangaben in dieser Zeit rund 1.600 PNAF-Missionen.

Damals wurden für solche Transporte noch Flugzeuge vom Typ C-141B-Starlifter benutzt. Für eine Übergangszeit übernahm 1994 das 60. Lufttransportgeschwader auf der Travis AirForce Base den Langstreckentransport atomarer Waffen. Auch dort kamen C-141B-Flugzeuge zum Einsatz. Von dieser Einheit ging die Aufgabe des Atomwaffentransports auf das 62.Lufttransportgeschwader über, das bereits über die deutlich moderneren C-17A-Flugzeuge verfügte.

Einer der letzten größeren Transporte atomarer Waffen fand 2004 statt. Es galt, etwa 130 auf der Airbase Ramstein in Deutschland gelagerte Atombomben vom Typ B-61 in die USA auszufliegen. Die Ramstein Airbase, die gemeinsam mit Spangdahlem alle Aufgaben der Rhein-Main-Airbase übernommen hat, musste dafür aufwändig umgebaut und vergrößert werden. Aus Sicherheitsgründen wurden die Nuklearwaffen während der Bauarbeiten ausgelagert. Sicherheitsgründe dürften auch eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, die Atomwaffen nach Ende der Bauarbeiten nicht zurückzubringen. Für den Transport und die Lagerung nuklearer Waffen gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen für den Flugbetrieb. Diese waren mit der neuen Rolle Ramsteins, die zentrale logistische Drehscheibe der US-Luftwaffe in Europa zu sein, nur schwer in Einklang zu bringen.

Die Aufgabe, für den Notfall als ENAF bereitzustehen, wird von deutlich größeren Kräften wahrgenommen. Um 2005 oblag sie dem 437. Lufttransportgeschwaders auf der Charleston AFB.

Für Atomwaffentransporte über kürzere Strecken innerhalb Europas gab es früher einen "europäischen Ableger" der PNAF. Dieser befand sich ebenfalls auf der Airbase Ramstein und war Teil des 86.Lufttransportgeschwaders. C-130 Herkules-Transportmaschinen wurden dafür genutzt. Heute fliegen die C-17A der PNAF die europäischen Luftwaffen-Stützpunkte, auf denen Atomwaffen gelagert werden, direkt an. In Ramstein entfiel auch diese nukleare Aufgabe.


 

ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS