Tornado
von Otfried Nassauer
Das zweisitzige, allwetterfähige Kampflugzeug Tornado ist das
wichtigste fliegende Waffensystem der Bundeswehr. Ursprünglich bei Luftwaffe und Marine
eingeführt, wurden alle Flugzeuge der Marine inzwischen der Luftwaffe übergeben.
Die Bundeswehr kaufte insgesamt 357 Tornado-Serienflugzeuge für
unterschiedliche Aufgaben. Sie wurden zwischen 1982 und 1994 ausgeliefert. In der großen
Mehrzahl sind es schwere Jagdbomber, Tornado IDS, das wichtigste Waffensystem der
Luftwaffe für den konventionellen und nuklearen Luftangriff. Flugzeuge dieses Typs,
stationiert in Büchel in der Eifel, sind auch heute noch im Rahmen der nuklearen Teilhabe
der NATO für den Einsatz von US-Atombomben vom Typ B-61 vorgesehen. Früher hatten drei
Tornado-Geschwader eine atomare Aufgabe (Büchel, Nörvenich und Memmingen). Der Tornado
RECCE dient der optischen Aufklärung und trägt dafür einen besonderen
Aufklärungsbehälter. Der ECR-Tornado ist eine speziell zur elektronischen Kampfführung
und zur Bekämpfung der gegnerischen Luftabwehr ausgestattete Version. Von dieser Version
bestellte Bundeswehr 35 Exemplare. In Großbritannien fliegt auch eine Variante für die
Luftverteidigung, der Tornado-ADV.
Das zweimotorige Düsenflugzeug ist als Schwenkflügler ausgelegt, wiegt leer rund 14
to und kann beladen noch mit mehr als 28 Tonnen Gewicht abheben, also viel Treibstoff oder
Waffen mitführen. Es kann zwar mehr als doppelte Schallgeschwindigkeit erreichen, ist
aber von der Auslegung her auf den Tief- und Tiefstflug spezialisiert, bei dem nur
deutlich niedrigere Geschwindigkeiten erreicht werden. Denn die eigentliche Aufgabe, die
die Tornado-Entwicklung bestimmte, war der Einsatz als Tiefflieger, der weit hinter den
feindlichen Linien seine konventionelle oder atomare Bombenlast abwerfen und trotz dichter
Luftabwehr zurückkehren sollte. Etliche Tornados wurde deshalb mit einen automatischen
elektronischen Störsendersystem aus deutsch-israelischer Kooperation dem TSPJ-Cerberus
- nachgerüstet. Doch der störte nicht nur die gegnerische Luftabwehr, sondern manchmal
auch das Geländefolgeradar des Tornados, mit Hilfe dessen der Tornado auch in rund 60
Meter Höhe noch automatisch fliegen kann. Beide Systeme können nicht gleichzeitig sicher
betrieben werden. Doch im Tiefstflug, also für Flüge in "Baumwipfelhöhe",
rund 30 Metern über dem Erdboden, muß der Pilot auch im Tornado zwingend selbst zum
Steuerknüppel greifen.
Die Besatzung besteht aus einem Piloten und aus einem Waffensystemoffizier. Neben
Luftabwehrraketen zum Selbstschutz gibt es eine Vielzahl von Bewaffnungsoptionen. Dazu
gehören ungelenkte und gelenkte Bomben, die Mehrzweckwaffe MW-1 mit diversen
Submunitionen und Minen, HARM-Raketen zur Bekämpfung der Flugabwehr, gelenkte
Abstandswaffen und eine Bordkanone. Auch in Zukunft werden noch neue Tornado-Bewaffnungen
eingeführt, so zum Beispiel die Abstandswaffe Taurus, mit der Ziele aus so großer
Distanz bekämpft werden sollen, sodass das Kampflugzeug selbst nicht mehr in Reichweite
der Luftverteidigung kommt.
Die Entwicklung des Tornados begann 1968. Die ersten Maschinen zur Ausbildung wurden
1980 ausgeliefert. Die Ausstattung von Bundeswehreinheiten begann 1982. Technische
Probleme, Verzögerungen und immer höhere Kosten begleiteten die Entwicklung und führten
sogar zu einem Untersuchungsausschuß im Deutschen Bundestag.
Derzeit nutzen Tornado-Geschwader die Flugplätze Schleswig-Jagel, Nörvenich, Büchel,
Lechfeld und Jever in Deutschland. Zur Ausbildung ist eine Tornado-Einheit dauerhaft auf
der US-Basis Holloman Air Force Base stationiert.
Die Bundesluftwaffe plant, im Rahmen der Einführung des neuen Kampfflugzeugs
Eurofighters Zug um Zug ältere Tornados außer Dienst zu stellen. Dabei sollen am Ende
auch die nuklearfähigen Flugzeuge der Geschwader in Nörvenich und Büchel ausgemustert
werden. Trotzdem werden 66 Tornados noch einmal einer Modernisierung unterzogen. Auch nach
Abschluß der Umrüstung, im Jahre 2015, sollen nämlich die zur Aufklärung und
elektronischen Kampfführung spezialisierten Tornados weiter im Dienst verbleiben. Von den
ursprünglich 358 gekauften deutschen Tornados sind bis 2004 mindestens 41 Maschinen
abgestürzt.
Insgesamt wurden vom tri-nationalen Hersteller Panavia einschließlich der Prototypen
992 Tornados gebaut. Sie fliegen in den Luftwaffen Deutschlands, Großbritanniens,
Italiens und Saudi-Arabiens.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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