Trägerflugzeug zugelassen – B61-12 Atombombe
lässt auf sich warten
von Otfried Nassauer
Die F-15E
Strike Eagle ist angeblich hat als erstes Kampfflugzeug für die
künftige Standard-Atombombe der USA, die B61-12, zugelassen worden.
Nach zwei abschließenden Tests, bei denen
nicht-explosionsfähige Bomben des neuen Typs aus 300 bzw. mehr als
7.200 Metern Höhe bei knapp unter Schallgeschwindigkeit abgeworfen
wurden und 35 bzw. 55 Sekunden später im Ziel einschlugen, soll
die F-15E Anfang der Woche Medienberichten zufolge die Zulassung für die neue Bombe erhalten habe.
Vorsichtiger äußerte sich die für die Entwicklung der
Bombe zuständige National Nuclear Security Administration. Sie
betätigte die erfolgreich verlaufenen Testflüge, die dem Sandia National Laboratory
zufolge einen wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zum Erreichen einer
anfänglichen Einsatzbereitschaft (IOC) darstellen, gab aber
zugleich bekannt, dass sich die Fertigstellung der ersten B61-12 (FPU),
die die Voraussetzung für den Eintritt in die Serienfertigung
darstellt, sich um drei Jahre verzögert. Geplant war sie für
zunächst für 2019, dann für 2020. Nun soll sie im Haushaltsjahr 2022 erfolgen.
Die B61-12
soll die nuklearen Freifallbomben der Typen B61-3, -4, -7 und -10 durch
ein einheitliches, moderneres Design ersetzen. Dieses besitzt ein
bewegliches Heckleitwerk, mit dem die Waffe künftig sehr viel
zielgenauer eingesetzt werden kann als frühere Versionen. Das
erlaubt, die verfügbaren Sprengkraftoptionen der modernisierten
Waffen zu reduzieren. Bei der B61-12 soll wie auch bei der B61-4
zwischen einer Sprengkraft von 0,3 Kilotonnen (KT), 1,5 KT, 10 KT oder
50 KT gewählt werden können. Auf früher verfügbare
größere Optionen von 170 oder 340KT kann künftig
aufgrund der größeren Zielgenauigkeit verzichtet werden.
Hinzu kommt, dass die Waffe in vor der Explosion auch in den Boden
eindringen kann und deswegen zum Einsatz gegen viele verbunkerte Ziele
besser geeignet ist.
Noch ist allerdings die Serienproduktion der neuen Bombe nicht
angelaufen, Im vergangenen Jahr stellte sich zudem heraus, das ein
verbautes elektronisches Teil möglicherweise nicht über die
ganze angestrebte Lebensdauer der neuen Bombenversion halten würde
und deshalb vor der Serienproduktion noch haltbarer Ersatz entwickelt
werden muss. Dies führt zu einer Verzögerung von etwa 2
Jahren und zu Mehrkosten im dreistelligen Millionenbereich. Die separat
von der US Air Force entwickelten Heckleitwerke
befinden sich dagegen bereits in Serienproduktion. Insgesamt wurden 890
Leitwerke für Testzwecke, Ausbildung und Einsatz bestellt. Ihre
Zahl ist etwa doppelt so groß wie die geschätzte Zahl der
B61-12, die produziert werden sollen.
Künftig sollen weitere Flugzeugtypen für den neuen Bombentyp
zugelassen werden. Dazu gehören die F16 Fighting Falcon, der
Panavia PA 200 Tornado, der B2-Bomber und eine noch nicht gebaute
nuklearfähige Version der F-35A Lightning II, also des Joint
Strike Fighters. Deren Testprogramm für die Integration mit der
Bombe ist in Entwicklung. Auch die F-18 F Super Hornet soll eine
Zulassung für die neue Bombe erhalten, wenn die deutsche Luftwaffe
diesen Flugzeugtyp tatsächlich kauft. Der geplante neue US-Bomber,
der B-21, stand lange ebenfalls auf der Liste zuzulassender Flugzeuge,
wurde aber zuletzt nicht mehr regelmäßig erwähnt.
Die Typen F-15E, B-2 und F-35A sollen die B61-12 als Lenkwaffe
einsetzen können, die F16 und der Tornado nur als ballistische
Waffe. Für die F-18F gibt es dazu noch keine offizielle Auskunft.
Es wird aber vermutet, dass sie die B61-12 ebenfalls als Lenkwaffe
nutzen kann.

ist
freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum
für Transatlantische Sicherheit - BITS
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